BerlinDeutschland

Zehn Jahre nach dem Genozid: Jesidische Kinder weiterhin vermisst

Zehn Jahre nach dem Genozid an den Jesid*innen im Irak bleiben rund 1.300 entführte Kinder vermisst, während viele andere unter schwierigen Bedingungen in Flüchtlingslagern leben und dringend Unterstützung nötig haben, wie die Kinderrechtsorganisation Save the Children warnt.

Die bleibenden Schatten des Genozids: Jesidische Kinder im Irak

Erbil/Berlin (ots)

Zehn Jahre nach dem verheerenden Genozid gegen die Jesid*innen, der ami 3. August 2014 vom Islamischen Staat (IS) verübt wurde, ist die Lage für viele jesidische Familien in einem besorgniserregenden Zustand. Etwa 200.000 Jesid*innen leben noch immer als Vertriebene in ihrem eigenen Land, während rund 1.300 Kinder, die während des Genozids verschleppt wurden, nach wie vor als vermisst gelten. Diese alarmierenden Zahlen werfen ein Licht auf die langanhaltenden Auswirkungen des Konflikts und der Verzweiflung, die hier noch immer zu spüren sind.

Die Lebensumstände der Überlebenden

In den Flüchtlingslagern, in denen viele Jesid*innen leben, sind die Lebensbedingungen oft katastrophal. Der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung ist stark eingeschränkt, und es fehlt an grundlegenden Infrastrukturen. Oftmals müssen Kinder unter extremen Bedingungen leben, die ihre psychische und physische Gesundheit beeinträchtigen. Laut einer Studie von Save the Children aus dem Jahr 2022 leiden viele Überlebende an psychischen Erkrankungen, die oftmals auf ihre traumatischen Erlebnisse zurückzuführen sind.

Beispiele wie das des 17-jährigen Behat*, der nie wieder von seinem Bruder gehört hat, verdeutlichen die unermesslichen Emotionen und Herausforderungen, mit denen viele dieser Kinder konfrontiert sind. Sein verzweifelter Wunsch nach familiärer Wiedervereinigung ist eine Realität, die viele der Betroffenen teilen, und deren Auswirkungen auf ihr psychisches Wohlbefinden sind nicht zu unterschätzen.

Die Herausforderungen der Rückkehr

Für diejenigen, die versuchen, in ihre Heimat Sindschar zurückzukehren, sieht die Realität ebenso düster aus. Zerstörte Häuser, fehlende Versorgungseinrichtungen und das Risiko von Minen und Blindgängern machen die Region nicht nur gefährlich, sondern auch unbewohnbar. Viele Rückkehrer berichten von der emotionalen und physischen Belastung, die mit dem Wiederaufbau ihres Lebens an einem Ort verbunden ist, der für viele nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Die Rolle von Hilfsorganisationen

Hilfsorganisationen wie Save the Children sind entscheidend für die Unterstützung der jesidischen Gemeinschaft. Die Organisation setzt sich für bessere Lebensbedingungen, Bildung und Gesundheitsversorgung für die betroffenen Familien ein. Jihan Akrawi, die Programmleiterin für den Nahen und Mittleren Osten bei Save the Children Deutschland, macht deutlich, dass jesidische Kinder ein Recht auf Schutz, Sicherheit und eine positive Zukunft haben – Rechte, die bisher nicht ausreichend gewährt wurden.

Ein Aufruf zur internationalen Solidarität

Die Welt muss sich stärker mit den Herausforderungen auseinandersetzen, vor denen die Jesid*innen im Irak stehen. Angesichts der gravierenden humanitären Krise und der anhaltenden psychischen Belastungen ist es unerlässlich, dass mehr Unterstützung bereitgestellt wird, um diesen traumatisierten Gemeinschaften zu helfen. Die fortwährende Vernachlässigung dieser Krise könnte bedeuten, dass die Schrecken des Genozids noch lange nach dem Ende des bewaffneten Konflikts weiterwirken.

* Name zum Schutz geändert

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"