Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland hat alarmierende Ausmaße erreicht. Laut einem aktuellen Bericht leben rund 532.000 Menschen ohne eigene Unterkunft, was einen dramatischen Anstieg im Vergleich zu den rund 263.000 Wohnungslosen im Jahr 2022 darstellt. Dies entspricht einem Zuwachs von 269.000 Personen innerhalb von nur zwei Jahren, wie Focus berichtet.

Ein wesentlicher Faktor für diesen Anstieg ist die Aufnahme von geflüchteten Menschen, insbesondere von 137.000 Ukrainerinnen und Ukrainern, die seit Beginn Russlands Angriffskrieg nach Deutschland gekommen sind. Viele dieser Menschen sind derzeit in staatlichen Unterkünften oder bei Freunden und Angehörigen untergebracht. Die Mehrheit der Wohnungslosen lebt also nicht auf der Straße, sondern in Einrichtungen, die oft aufgrund der Corona-Lockdowns nur eingeschränkt gezählt wurden.

Struktur und Ursachen der Wohnungslosigkeit

Der erste umfassende Bericht über die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland, der am 8. Dezember 2022 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlicht wurde, stellt wichtige Daten zur Verfügung. Laut diesem Bericht sind 56 % der wohnungslosen Menschen ausländischer Herkunft, und 63 % der insgesamt wohnungslosen Personen sind männlich. Besonders betroffen von Wohnungslosigkeit sind alleinstehende Männer mittleren Alters, das Durchschnittsalter liegt bei 44 Jahren.

Etwa 47 % der Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, geben an, dass Mietschulden der Grund dafür sind. Der Bericht zeigt auch, dass viele von ihnen keine Hilfe in Anspruch genommen haben, um den Wohnungsverlust abzuwenden – 47 % haben sich nicht bemüht, Unterstützung zu suchen. Unter denjenigen, die Hilfe suchten, wendeten sich 38 % an das Jobcenter und 33 % an Beratungsstellen.

Politische Handlungsansätze

Ziel des Berichts, der im Rahmen des Wohnungslosenberichterstattungsgesetzes (WoBerichtsG) erstellt wurde, ist es, die Strukturen der Wohnungslosigkeit besser zu verstehen und Handlungsoptionen zu entwickeln, um im Rahmen eines Nationalen Aktionsplans die Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden. Ein zentraler Punkt dabei ist die rechtzeitige Information der zuständigen Jobcenter oder Sozialhilfeträger bei Räumungsklagen, um betroffenen Personen Unterstützung anzubieten.

Die dramatischen Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit eines entschlossenen Handelns seitens der Politik und sozialer Einrichtungen. Nur durch gezielte Maßnahmen kann die steigende Zahl der Wohnungslosen in Deutschland nachhaltig eingedämmt werden.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Herausforderung der Wohnungslosigkeit in Deutschland komplex ist und tiefgreifende soziale, wirtschaftliche und politische Antworten verlangt. Für weitere Informationen zur Thematik wird auf die detaillierte Analyse von Spiegel sowie den Bericht des BMAS verwiesen.