In Schwabing wird künftig ein eindrucksvolles Kunstprojekt in Erinnerung an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger stattfinden, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Künstler Wolfram Kastner hat die Initiative „Hier wohnte …“ ins Leben gerufen, bei der weiße Koffer an verschiedenen Fußwegen aufgestellt werden. Diese Koffer sollen an die mehr als 160 Ermordeten erinnern, die an sechs ausgewählten Adressen lebten, darunter auch die Herzogstraße 65. Kastner, der für sein Engagement in der Erinnerungsarbeit bekannt ist, plant die Installation im Rahmen des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Die Koffer werden z. B. vor den Adressen Elisabethstraße 30, Römerstraße 21 und Franz-Josef-Straße 15 aufgestellt und mit schwerem Ballast gefüllt sowie wetterfest gemacht. Auf jedem Koffer wird ein Anhänger mit dem Namen der Ermordeten und zusätzlich Informationen angebracht. Kastner ruft die Münchnerinnen und Münchner zur Mitwirkung auf und bittet um Spenden von alten Koffern sowie Unterstützung bei der Präparation der Installationen. Schulen aus Schwabing sind eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen, um das wichtige Thema im Unterricht zu thematisieren.

Organisatoren und Schirmherrschaft

Das Projekt wird nicht nur von Kastner selbst, sondern auch von Thomas Rock, Janne Weinzierl (beide SPD-Mitglieder) und Grafiker Michael Wladarsch unterstützt. Es erhält zudem Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter und Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde. Die Stadt fördert die Kunstaktion, die bereits ähnliche Koffer-Installationen in anderen Stadtteilen wie Sendling und Maxvorstadt hervorgebracht hat.

Eine Informationsveranstaltung zur Vorbereitung der Installationen wird am Mittwoch, den 12. Februar, um 19 Uhr in der Seidl-Villa, Nikolaiplatz 1b, stattfinden. Interessierte haben hier die Möglichkeit, sich über die Hintergründe des Projekts zu informieren und aktiv zur Erinnerungskultur beizutragen.

Erinnerungskultur im deutschen Kontext

Das Vorhaben in Schwabing fügt sich in einen größeren Diskurs rund um die deutsche Erinnerungskultur ein. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung bleibt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus eine zentrale Herausforderung, auch wenn der Abstand zu den historischen Ereignissen wächst. Eine vielfältige Erinnerungskultur ist dabei essenziell, um aus der Geschichte zu lernen und Wiederholungen von historischen Katastrophen zu verhindern. Die Wichtigkeit von Aufklärung und Empathie für die Opfer wird immer wieder betont, um eine demokratische Gesellschaft zu fördern.

Das Projekt „Hier wohnte …“ steht somit nicht nur als Erinnerungsaktion, sondern auch als ein Zeichen des Engagements gegenüber der Vergangenheit. Kastner und die Beteiligten setzen sich aktiv dafür ein, die.hidden Geschichten der Verfolgten und ihre tragischen Schicksale lebendig zu halten, was als Teil einer kritischen und verantwortungsvollen Erinnerungskultur angesehen wird. Während in Österreich kürzlich der 8. Mai, der Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, erstmals offiziell gefeiert wurde, bleibt die Erinnerung in Deutschland durch Projekte wie dieses präsent und zeitgemäß. Diese Art der Auseinandersetzung ist entscheidend, um die Erinnerung an die Verbrechen des Naziregimes wachzuhalten und das Bewusstsein für die Verantwortung der heutigen Generation zu stärken.

Für weitere Informationen zum Projekt oder zur Teilnahme können interessierte Personen Kontakt mit Wolfram Kastner aufnehmen unter der Telefonnummer 089/157 32 19 oder per E-Mail an w.kastner@ikufo.de.