In Deutschland stehen derzeit viele Ausländer vor Herausforderungen, wenn es um die Einbürgerung geht. Ein Beispiel ist Luka, der seit den 2000er-Jahren in Delmenhorst lebt. Er ist im Ausland geboren, hat in Deutschland zur Schule gegangen, seinen Abschluss gemacht, eine Berufsausbildung abgeschlossen und studiert. Trotz dieser erfolgreichen Integration sieht er sich durch das alte Staatsangehörigkeitsrecht eingeschränkt, das die Abgabe seiner bisherigen Staatsbürgerschaft erforderte. Mit dem Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsrechts im Sommer 2024, das Mehrstaatigkeit erlaubt, erhofft sich Luka eine Lösung.
Das neue Gesetz, das am 27. Juni 2024 in Kraft trat, zielt darauf ab, die Einbürgerung in Deutschland zu erleichtern. Es ermöglicht eine Einbürgerung nach fünf Jahren Wohnsitz in Deutschland, statt wie zuvor nach acht Jahren. Unter bestimmten Bedingungen kann die Einbürgerung sogar bereits nach drei Jahren erfolgen. Darüber hinaus müssen Menschen ihre bisherige Staatsangehörigkeit nicht mehr aufgeben, was eine wesentliche Erleichterung darstellt. Laut BMI haben all diese Änderungen das Ziel, die Einbürgerung gerechter und zugänglicher zu gestalten.
Obwohl das neue Gesetz bereits in Kraft ist, bleiben viele Einwanderer mit den bestehenden bürokratischen Hürden konfrontiert. Luka äußert seine Frustration über die lange Wartezeit auf die Bearbeitung seines Einbürgerungsantrags. Nach einem halben Jahr hat er noch immer keine Rückmeldung von der Stadtverwaltung erhalten, die angibt, dass aufgrund des hohen Antragsvolumens mit Wartezeiten von „mehreren Monaten“ zu rechnen sei. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für Einbürgerungen lag 2023 und 2024 bei 15 Monaten und zeigt eine steigende Tendenz, was auch an den kontinuierlich steigenden Antragszahlen liegt. Laut Weser-Kurier kam es in Delmenhorst zu einem Anstieg der Einbürgerungen von 154 im Jahr 2021 auf 340 im Jahr 2024.
Die Herausforderungen der Einbürgerung
Der Einbürgerungsprozess umfasst mehrere Schritte, darunter die Abgabe der Antragsunterlagen und die Nachforderung fehlender Dokumente. Zudem müssen Einbürgerungsbewerber grundlegende Anforderungen erfüllen, wie gute Deutschkenntnisse und die Sicherung ihres Lebensunterhalts ohne Sozialleistungen. Luka, der fließend Deutsch spricht und für ein großes Unternehmen in der Region arbeitet, erfüllt diese Kriterien. Dennoch ist der bürokratische Aufwand für viele Antragsteller ein großes Hindernis. Insbesondere die Informationen zur Einbürgerung sind oft schwer zugänglich, wie Luka bei seinem telefonischen Kontakt zur Stadtverwaltung erfahren musste. Hier wurde ihm mitgeteilt, dass Anträge ausschließlich schriftlich gestellt werden können.
In Delmenhorst kommen die meisten Antragsteller aus der Türkei, gefolgt von Syrien, Irak und Polen. Dieses hohe Aufkommen an Anträgen führt auch dazu, dass die Stadtverwaltung die Anträge in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet, was die Wartezeiten für viele verlängert. Luka fordert daher von der Bundesinnenministerin, die Verantwortung für diese Situation zu übernehmen, denn viele Menschen sehen ihre Perspektiven in Deutschland beeinträchtigt. Die Veränderungen im Staatsangehörigkeitsrecht könnten eine positive Wende bringen, aber die Umsetzung und die bevorzugte Bearbeitung von Anträgen bleiben ein Schlüssel zur Verbesserung der Lage für alle Betroffenen.
Ein Blick auf die Zahlen
Die Einbürgerungszahlen in Delmenhorst zeigen einen deutlichen Anstieg, was auf ein wachsendes Interesse an der deutschen Staatsbürgerschaft hinweist. Eine Übersicht der Einbürgerungen über die letzten Jahre stellt folgendes Bild dar:
Jahr | Anzahl der Einbürgerungen |
---|---|
2021 | 154 |
2022 | — |
2023 | 270 |
2024 | 340 |
Für das Jahr 2024 wurden bereits 1224 Anträge auf Einbürgerung erfasst. Die Herausforderung bei der Bearbeitung dieser Anträge bleibt jedoch angesichts des hohen Volumens und der strengen Anforderungen der Einbürgerung. Der Prozess steht auch im Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion über Integration und die Bedeutung von Einbürgerung für eine gelingende Gesellschaft.