In der Region Berlin-Brandenburg sind Beschäftigte der Brief- und Paketverteilzentren zu Warnstreiks aufgerufen. Diese finden von Dienstagabend bis Mittwoch früh statt und betreffen mehrere Standorte, darunter Rüdersdorf, Börnicke, Ludwigsfelde, Schönefeld und Stahnsdorf. In diesen Zentren wird normalerweise in den Nachtstunden an der Auslieferung gearbeitet, was die Auswirkungen der Warnstreiks auf die Sendungen verstärkt. Hintergrund dieser Maßnahmen ist ein Tarifstreit, den die Gewerkschaft Verdi ausgerufen hat, um auf die unzureichenden Angebote der Arbeitgeber aufmerksam zu machen.
Das Angebot der Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde wird als unzulänglich betrachtet und könnte Reallohn-Einbußen zur Folge haben. Ihnen zufolge sieht das Angebot eine Laufzeit von 27 Monaten vor, während es gestaffelte Entgeltsteigerungen von 3,8 Prozent bietet. Benita Unger, Landesbezirksfachbereichsleiterin Postdienste, äußert ihre Unzufriedenheit mit diesem Vorschlag. Im Gegensatz dazu fordert die Gewerkschaft Verdi eine Entgeltsteigerung von sieben Prozent bei einer Laufzeit von lediglich zwölf Monaten sowie zusätzliche Urlaubstage für ihre Mitglieder.
Details zu den Forderungen
Die Forderungen von Verdi beinhalten zudem drei zusätzliche Urlaubstage sowie einen zusätzlichen Urlaubstag für die Mitglieder der Gewerkschaft. Diese Forderungen kommen nicht von ungefähr, denn die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Andrea Kocsis von Verdi hebt hervor, dass klare Lohnsteigerungen notwendig sind, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden. In Deutschland liegt das Einkommen der Mehrheit der Beschäftigten bei der DP AG unter dem mittleren Einkommen, was die Dringlichkeit der Forderungen unterstreicht.
Der erste bundesweite Warnstreik fand am 28. Januar statt, und am 29. Januar 2025 rief Verdi Beschäftigte in ländlichen Regionen aller Bundesländer zu vollschichtigen Warnstreiks auf. Ab dem 4. Februar wurde in mehreren Bundesländern, darunter Nordrhein-Westfalen und Bayern, ganztägig gestreikt. Trotz der anhaltenden Warnstreiks ist die Zustellung der Wahlunterlagen für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gesichert, was für viele Bürger von Bedeutung ist, da fast die Hälfte der Wählerinnen und Wähler bei der letzten Wahl per Briefwahl abstimmte.
Tarifverhandlungen im Kontext
Die aktuellen Tarifverhandlungen und die damit verbundenen Streiks sind Teil einer größeren Diskussion über die Tarifbindung in Deutschland. Der Abdeckungsgrad für Tarifbeschäftigte ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Während er 2000 noch bei 67% lag, betrug er 2018 nur noch 54%. Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind markant, was auch die Attraktivität von Tarifverträgen und den gewerkschaftlichen Organisationsgrad betrifft. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Tarifbindung in Deutschland unterdurchschnittlich, was die aktuelle Situation der Streiks umso bedeutender macht.
Die nächste Tarifverhandlungsrunde ist für den 3. März angesetzt, und die Erwartungen sind hoch. Die Beschäftigten der Brief- und Paketverteilzentren setzen auf eine Einigung, die nicht nur ihre unmittelbaren Bedürfnisse befriedigt, sondern auch die Grundlage für gerechtere Arbeitsbedingungen auf lange Sicht schafft. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen entwickeln und welche Auswirkungen die Warnstreiks auf die Tarifpolitik haben werden.
Für weitere Informationen zu den Warnstreiks und ihrer Relevanz können die Artikel von rbb24, Verdi und bpb konsultiert werden.