Am 31. Januar 2025 steht die Bundestagswahl vor der Tür, und das WahlSwiper-Projekt hat sich als hilfreiches Tool etabliert, um Wähler*innen bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen. Unter der Leitung von Uwe Wagschal wird das Projekt seit 2017 betrieben und zielt darauf ab, Bürger*innen eine fundierte Meinung zu politischen Programmen zu ermöglichen. Die App erlaubt es den Nutzenden, ihre Ansichten durch einfache Wischbewegungen auszudrücken – rechts für Zustimmung und links für Ablehnung. Nach ihrer Eingabe werden die Antworten mit den offiziellen Positionen der Parteien abgeglichen, die zuvor erfragt wurden. Eine wissenschaftliche Auswertung hat ergeben, dass die SPD und die Grünen mit 89,5% die ähnlichsten Positionen vertreten. Im Kontrast dazu zeigen sich große Differenzen zwischen Linken und den Parteien CDU/CSU sowie AfD mit nur 15,8% Übereinstimmung.
Matthias Bannert, Projektleiter des Vereins VoteSwiper, hebt die Bedeutung leicht verständlicher Erklärtexte und kurzer Videos hervor, um die Nutzer*innen optimal zu informieren. In einer Zeit, in der die politische Landschaft zunehmend polarisiert ist, trägt das WahlSwiper dazu bei, Klarheit bei den Wählern zu schaffen, insbesondere angesichts eines gesunkenen Übereinstimmungswerts zwischen CDU/CSU und SPD, der von 58,3% im Jahr 2021 auf 36,8% im Jahr 2025 fiel.
Polarisierung und deren Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung
Die wachsende Polarisierung in der deutschen Gesellschaft hat auch Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung. Laut einer Studie der Universität Leipzig gibt es Hinweise, dass diese Polarisierung Bürger*innen motiviert, ihre Stimme abzugeben, um sich politisch zu positionieren. Elf Jahr zuvor war die Politikverdrossenheit sehr ausgeprägt und führte zu einer geringen Wahlbeteiligung. Heute stellt die Demokratietheoretikerin Sarah Strömel fest, dass die Unzufriedenheit mit der aktuellen Ampel-Regierung ebenfalls ein Faktor sein könnte, der zu einer höheren Wahlbeteiligung führt.
Trotzdem bleiben langfristige Folgen der Polarisierung besorgniserregend. Diese könnten politischen Stillstand und Herausforderungen bei Koalitionsverhandlungen nach sich ziehen. Extrempositionen gewinnen an Bedeutung, da empirische Daten zeigen, dass Menschen eher wählen, wenn sie sich mit polarisierten Themen auseinandersetzen.
Ursachen und Maßnahmen zur Steigerung der Wahlbeteiligung
Die wachsende Wahlbeteiligung ist nicht nur das Ergebnis politischer Polarisierung, sondern auch auf soziale und psychologische Aspekte zurückzuführen. Ein gestiegenes Misstrauen gegenüber politischen Institutionen, die Wahrnehmung von Korruption und das Gefühl der Ohnmacht führen zu einer zunehmenden Entfremdung von der Politik. Zudem haben jüngere Wähler im Alter von 18-24 Jahren die niedrigste Wahlbeteiligung (55%), im Vergleich zu über 80% bei 60-Jährigen. Hier spielen nicht nur Bildungsgrade eine Rolle, sondern auch der Zugang zu Informationen.
Um die Wahlbeteiligung nachhaltig zu steigern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören Bildungs- und Informationskampagnen, die Verbesserung der Zugänglichkeit von Wahllokalen sowie Anreize zur Wahlteilnahme. Erfolgreiche Maßnahmen aus anderen Ländern, wie die Wahlpflicht in Australien, die eine Wahlbeteiligung von über 90% erzielt, zeigen, dass es Lösungen gibt, die auch in Deutschland implementiert werden könnten.
Politische Bildung wird als zentral für die Wählermotivation angesehen. Der Zugang zu klaren und verständlichen Informationen trägt zur aktiven Teilnahme der Bürger*innen an Wahlen bei. In der heutigen Zeit, in der soziale Medien als Informationsquelle immer wichtiger werden, können diese eine doppelte Rolle spielen: Sie fördern die politische Partizipation, aber sie können auch die Polarisierung verstärken.
Die aktuellen Entwicklungen werfen somit ein Licht auf die Notwendigkeit, politische Bildung zu stärken und Barrieren abzubauen, die Menschen daran hindern, an politischen Prozessen teilzunehmen. Die Kombination aus politischer Entfremdung, mangelndem Vertrauen und unzureichender Bildung führt langfristig zu einer Resignation der Wählerschaft. Nur durch konsequente Maßnahmen kann die Wahlbeteiligung wieder gesteigert werden.
Während das WahlSwiper-Projekt eine neue und innovative Herangehensweise bietet, um Wähler*innen bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, sind auch gesellschaftliche Anstrengungen erforderlich, um die Wahlbeteiligung in der Bevölkerung zu fördern und damit die demokratische Legitimität zu sichern.