Sahra Wagenknecht, die Spitzenkandidatin des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), setzt sich für grundlegende Reformen im deutschen Rentensystem ein. In einem Exklusiv-Interview mit RUHR24 thematisiert sie die Herausforderungen, denen viele Rentner gegenüberstehen, und ihre Ideen für ein innovatives Rentenmodell, inspiriert von den österreichischen Verhältnissen.
Wagenknecht hebt hervor, dass fast jede zweite Rentnerin in Deutschland nach 45 Versicherungsjahren weniger als 1300 Euro Rente erhält. Diese alarmierende Zahl betrifft rund 800.000 Frauen und etwa 704.000 Männer, was bedeutet, dass auch in der männlichen Bevölkerung jeder Fünfte mit vergleichbarem finanziellen Druck lebt. Die Durchschnittsrente in Deutschland liegt derzeit bei etwa 1120 Euro pro Monat, während österreichische Rentner im Schnitt etwa 1645 Euro erhalten, also rund 500 Euro mehr.
Rentenreform nach österreichischem Vorbild
Wagenknecht fordert eine Rentenreform, die auf dem österreichischen Modell basiert. In Österreich zahlen alle, einschließlich Selbstständiger und Beamter, in die Rentenkasse ein, was eine breitere Einnahmenbasis gewährleistet. Der österreichische Rentenanspruch nach 45 Beitragsjahren beträgt etwa 87 Prozent des letzten Netto-Gehalts, während in Deutschland diese Quote nur bei rund 55 Prozent liegt. Um die Renten ähnlich in Deutschland anzuheben, wären nach Schätzungen zusätzliche Kosten von etwa 110 Milliarden Euro pro Jahr erforderlich.
Diese Reformpläne sehen eine Sofortmaßnahme in Form eines Inflationsausgleichs von 120 Euro für Rentner vor sowie eine gestaffelte Mindestrente von 1.500 Euro nach 40 Versicherungsjahren. Zusätzlich plant Wagenknecht, die Finanzierung durch höhere Bundeszuschüsse zu sichern und ein Umdenken hinsichtlich der Ausgaben im Verteidigungsbereich zu fordern.
Abschaffung des Bürgergeldes und Soziale Standards
Wagenknecht und ihr BSW-Programm sehen zudem die Abschaffung des Bürgergeldes vor, um zu den traditionellen Modellen von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe zurückzukehren. Der Vorteil des alten Systems bestünde im Erhalt des Lebensstandards für langjährige Einzahler. Die Partei unterstützt auch das Konzept einer Arbeitspflicht für Empfänger des Bürgergeldes, betont aber die Notwendigkeit, den Zugang zu Qualifikationsangeboten zu verbessern.
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Österreich 2022 rund 13 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Rentensystem ausgab, während Deutschland bei nur 10,4 Prozent liegt. Dies bedeutet, dass Österreich insgesamt besser für das Alter seiner Bürger sorgt, was auch in der geringeren Armutsrisikoquote im Alter zu erkennen ist: 15 Prozent in Österreich im Vergleich zu 18 Prozent in Deutschland.
Wagenknecht ist optimistisch, dass die BSW bei der Bundestagswahl 2025 erfolgreich sein wird, und sieht viel Potenzial unter den Wählern, die sich noch nicht entschieden haben. Sie plant außerdem, die Partei nach der Wahl umzubenennen, um einen übermäßigen Personenkult zu vermeiden. Die Wähler dürften sich auf einen umfassenden Reformplan freuen, der nicht nur Renten, sondern auch soziale Standards und die finanzielle Absicherung im Alter betrifft.
In der politischen Diskussion bleibt abzuwarten, wie die Vorschläge von Wagenknecht und ihrem BSW auf Resonanz stoßen werden, insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen im Rentensystem und die finanzielle Belastung der Bürger.
RUHR24 berichtet, dass Sahra Wagenknecht eine Rentenreform nach dem Vorbild Österreichs plant. Focus ergänzt, dass in Österreich das Rentenniveau weitaus höher ist. Abschließend stellt Rentenupdate fest, dass die Renten in Österreich deutlich besser abgesichert sind und über eine höhere Überweisungsrate verfügen.