In Deutschland wird aktuell die Notwendigkeit einer Rentenreform intensiv diskutiert, insbesondere im Hinblick auf das effizientere Rentensystem in Österreich. Die BSW-Kanzlerkandidatin Sahra Wagenknecht hat sich klar für eine Reform ausgesprochen, die sich an den erfolgreichen Modellen Österreichs orientiert. Wie Ruhr24 berichtet, stehen die durchschnittlichen Renten in Österreich mit rund 1.645 Euro pro Monat etwa 500 Euro höher als die in Deutschland, die bei 1.120 Euro liegen.
Besondere Merkmale des österreichischen Rentensystems sind die verpflichtenden Einzahlungen aller Erwerbstätigen, einschließlich Selbstständiger und Beamter. Im Vergleich dazu zahlen in Deutschland nur 79 % der erwerbsfähigen Bevölkerung in die Rentenversicherung ein. Dies führt zu einer breiteren Abdeckung und erklärt etwa 30 % des Rentenunterschieds zwischen den beiden Ländern, so die DRV.
Unterschiedliche Versicherungszeiträume und Beitragssätze
Ein grundlegender Unterschied zwischen den Systemen betrifft die erforderlichen Einzahlungsjahre für den Rentenanspruch. In Österreich müssen Versicherte mindestens 15 Jahre einzahlen, während dies in Deutschland nur 5 Jahre beträgt. Dies hat zur Folge, dass längere Beitragszeiten in Österreich zu höheren Renten führen, während die sogenannten „Minirenten“ in Deutschland den Durchschnitt entsprechend senken, wie die DRV weiter erläutert.
Zusätzlich zu den Einzahlungsanforderungen gibt es auch Unterschiede in den Beitragssätzen: In Österreich zahlt man 22,8 % in die Rentenversicherung, was erheblich höher ist als die 18,6 % in Deutschland. Diese höheren Sätze tragen naar das insgesamt höhere Rentenniveau bei. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der österreichische Staat alle Defizite der gesetzlichen Rentenversicherung trägt, während in Deutschland Kürzungen des Bundeszuschusses bis 2027 voraussichtlich 8,8 Milliarden Euro erreichen werden.
Demografische Faktoren und Rentenanpassung
Die demografische Struktur beeinflusst ebenfalls das Rentensystem. Österreich profitiert von einer jüngeren Bevölkerung, was etwa ein Viertel des Rentenunterschieds erklärt. Das Verhältnis von Erwerbsbevölkerung zu Rentenbevölkerung ist in Österreich mit 3,2 zu 1 günstiger als in Deutschland mit 2,7 zu 1. Diese Faktoren sorgen dafür, dass das Finanzierungsmodell stabiler bleibt. In Bezug auf die Rentenanpassungen gibt es ebenfalls Unterschiede: In Österreich erfolgt die Anpassung jährlich nach der Preisentwicklung, in Deutschland hingegen nach der Lohnentwicklung. Dies hat dazu geführt, dass die Renten in Österreich besonders in Zeiten hoher Inflation stärker angepasst wurden, erläutert das BMAS.
Die Armutsrisikoquote im Alter beträgt in Österreich 15 %, während sie in Deutschland bei 18 % liegt. Dies zeigt, dass trotz gewisser Vorteile auch Herausforderungen in beiden Ländern bestehen. Jüngste Reformen in Österreich, wie die Anhebung des Rentenalters für Frauen und die Abschaffung der abschlagsfreien Frührente, weisen jedoch darauf hin, dass auch das österreichische System kontinuierlich angepasst wird.