Am 3. März 2025 äußert sich der Görlitzer Schriftsteller Lukas Rietzschel zu den jüngsten Wahlergebnissen der Alternative für Deutschland (AfD). Er ist der Meinung, dass der Wahlerfolg der AfD nicht als spezifisches Problem des Ostens betrachtet werden sollte, sondern vielmehr als Teil eines europäischen und globalen Phänomens. Rietzschel kritisiert die Mitte-Politik, vertreten durch CDU und SPD, und bemängelt, dass diese versäumt haben, jungen Wählern Perspektiven zu bieten. Besonders auffällig ist der Rückgang der Direktmandate der CDU im Osten Deutschlands, was auf einen signifikanten Wandel hindeutet.
Die AfD hat in den neuen Bundesländern im Durchschnitt 30 Prozent der Stimmen erzielt. Dies ist jedoch nicht genug, um bundesweit die 20 Prozent-Marke zu überschreiten. Bei den Zweitstimmen wurde die AfD in Wahlkreisen wie dem von Friedrich Merz mit 17 Prozent sogar zweitstärkste Partei. Rietzschel weist darauf hin, dass die Wählerschaft der AfD nicht nur aus Protestwählern besteht; vielmehr handelt es sich um eine Gruppe mit verfestigten Überzeugungen, die das politische System als Ganzes in Frage stellen.
Demografische Veränderungen und soziale Fragestellungen
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die demografischen Veränderungen, die dazu führen, dass junge Menschen in der Politik kaum Gehör finden. Rietzschel erklärt, dass sowohl die AfD als auch die Linke von der Unzufriedenheit junger Wähler profitieren, indem sie soziale Themen ansprechen, die in der politischen Mitte oft vernachlässigt werden. Um die Ursachen für den Erfolg der AfD zu verstehen, ist ein tieferes Verständnis für strukturelle Probleme wie Umverteilung und Kapitalismus notwendig.
In der Wählerschaft der AfD sind fast zwei Drittel Männer, während Frauen deutlich unterrepräsentiert sind. Die erfolgreichste Altersgruppe sind Personen zwischen 35 und 59 Jahren, während die Jüngeren und Ältesten nur geringe Anteile ausmachen. Rietzschel warnt zudem vor der Gefährdung des politischen Mitgefühls angesichts des Aufstiegs des Rechtspopulismus, der auch durch das Umarmen rechter Positionen durch konservative Parteien begünstigt wird.
Wählerprofile und Erfolge der AfD
Die AfD ist mittlerweile die erste erfolgreiche Neugründung einer Partei im Mitte-Rechts-Lager des bundesdeutschen Parteiensystems und übertrifft die Etablierungsgeschwindigkeit der Grünen und der PDS/Linken. Seit Mitte 2014 kam sie bei Landtagswahlen in allen Bundesländern (außer Schleswig-Holstein 2021) über die Fünfprozenthürde. In Sachsen ist die AfD mit 27 Prozent zur stärksten Partei avanciert und hat dort drei Direktmandate gewonnen.
Die Erfolge der Radikalen Rechten sind nicht nur eine hiesige Angelegenheit. In vielen Ländern Europas, selbst in der EU, haben radikal rechte Parteien einen erheblichen Einfluss auf die parlamentarische Landschaft. Rietzschel sieht die Ergebnisse der AfD als Teil einer größeren Entwicklung, die durch gesellschaftliche Modernisierungs- und Globalisierungsdynamiken sowie durch den Nationalismus geprägt ist. Der Stimmenanteil der Radikalen Rechten bei den Wahlen zum Europäischen Parlament stieg von 8,4 Prozent im Jahr 2004 auf 20 Prozent im Jahr 2024.
Rietzschel fordert ein Umdenken in der politischen Landschaft, insbesondere die Notwendigkeit, soziale Fragen wie Rente, Bildung und Pflege in den Vordergrund zu rücken, um so den langfristigen Erfolg der AfD und anderer radikal rechter Parteien zu verhindern. Seine Schilderungen deuten darauf hin, dass ein wachsendes politisches Interesse sowie eine steigende Wahlbeteiligung in Deutschland beobachtet werden. Das sind wichtige Trends, die die Parteienlandschaft nachhaltig beeinflussen können.
Für die Zukunft wird es entscheidend sein, wie die etablierten Parteien auf diese Herausforderungen reagieren und ob sie es schaffen, junge Wähler wieder für sich zu gewinnen, bevor radikal rechte Positionen weiter an Einfluss gewinnen.