In Niedersachsen formiert sich Widerstand gegen geschlechtergerechte Sprache. Eine Volksinitiative mit dem Titel „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ hat sich am 7. März 2024 gegründet, um in staatlichen Einrichtungen, insbesondere an Schulen und im öffentlichen Rundfunk, das Gendern zu verbieten. Unterstützt wird die Initiative von Alexander Börger von der CDU, der zuversichtlich ist, die nötigen Unterschriften zu sammeln. Bis spätestens 7. März 2025 benötigt die Initiative mindestens 70.000 Stimmen, um vom niedersächsischen Landtag behandelt zu werden. Bisherige Zahlen zu gesammelten Unterschriften wurden noch nicht veröffentlicht, jedoch berichtete der Organisator von einer Sammlung von 20.000 Unterschriften im Sommer 2024. Aktuell plant man, die Zahl auf 50.000 zu steigern.

Ein Protest vor der niedersächsischen Staatskanzlei ist für diesen Donnerstag angesetzt, um Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) um Unterstützung zu bitten. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung geschlechtsneutrale Formulierungen ablehnt, was die Initiatoren als Zeichen für ihre Sache betrachten. Insgesamt gab es in Niedersachsen bislang 16 Volksinitiativen, von denen fünf das notwendige Quorum erreichten. In drei dieser Fälle wurden die Forderungen schließlich umgesetzt.

Regelungen und Argumente der Initiative

Die Initiatoren argumentieren, dass das Gendern eine gesellschaftliche Spaltung fördere und dass die verpflichtende Verwendung von gendergerechter Sprache Lehrer und Schüler unter Druck setzen könne. Kultusministerin Julia Willie Hamburg von den Grünen stellte jedoch klar, dass Geschlechtergerechtigkeit an Schulen weder eine Pflicht noch ein Verbot darstellt. Ihre Erklärung bekräftigt, dass eine gendergerechte Schreibweise nicht als Rechtschreibfehler gilt, während die Initiative dies als Rechtsbruch ansieht.

Die Unterschriftenlisten können nur für eine Gemeinde ausgefüllt werden, und Online-Petitionen sind gesetzlich ausgeschlossen. Materialien wie Unterschriftenbögen und Flyer zur Unterstützung können angefordert werden. Die Initiative betont, dass die Deutsche Sprache oft männlich geprägt ist. Dies führt zu dem Anliegen, Menschen, die sich nicht klar als „männlich“ oder „weiblich“ identifizieren wollen, nicht zu diskriminieren.

Gesellschaftliche Debatte und historische Perspektiven

Die Genderdebatte in Deutschland ist seit Jahren ein kontroverses Thema. Begriffe wie „Gender-Wahn“ kommen dabei häufig zur Anwendung, um die Diskussion abzutun. Dennoch ist die Notwendigkeit der Betrachtung geschlechtergerechter Sprache unbestreitbar, insbesondere in einer Gesellschaft, die zunehmend Vielfalt und Inklusion anstrebt. Die Einführung des Geschlechts „divers“ in offiziellen Dokumenten war ein Schritt zur rechtlichen Anerkennung nicht-binärer Identitäten.

Die Debatte zieht sich durch verschiedene gesellschaftliche Bereiche, von Arbeitsverhältnissen bis zur Identitätspolitik. Der Gender Pay Gap, der darauf hinweist, dass Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer bei gleicher Qualifikation, ist ein weiterer Bereich, in dem geschlechtergerechte Sprache eine Rolle spielt. Statistiken zeigen, dass nur 30% der Parlamentssitze von Frauen besetzt sind, und nur 55% der Frauen aktiv im Berufsleben stehen.

Die Volksinitiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ könnte einen entscheidenden Einfluss auf die sprachliche Kultur im Bundesland haben. Die gesellschaftlichen Meinungen sind gespalten, doch die Initiative erwartet, dass ein Verbot des Genderns auf breite Zustimmung stößt.

Für weitere Informationen zu dieser Initiative ist die offizielle Website stoppt-gendern-in-niedersachsen.de nützlich. Zusätzliche Kontexte zur Geschlechterdebatte in Deutschland liefert slowgerman.com, während aktuelle Entwicklungen auf weser-kurier.de verfolgt werden können.