In Baden-Württemberg lebten Ende 2023 etwa 454.000 Menschen mit einer doppelten Staatsangehörigkeit, was rund vier Prozent der Gesamtbevölkerung von 11,3 Millionen ausmacht. Diese Zahlen wurden vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg veröffentlicht. Besonders auffällig ist, dass die Hälfte der Doppelstaater eine Staatsangehörigkeit eines weiteren EU-Landes besitzt. Die häufigsten zusätzlichen Staatsangehörigkeiten zu der deutschen sind die türkische und italienische Staatsangehörigkeit.

Eine detaillierte Analyse zeigt, dass 55.000 Menschen eine türkische, 44.000 eine italienische und weitere 42.000 eine russische Staatsangehörigkeit besitzen. Auch Herkunftsländer wie Rumänien und Polen sind vertreten, wobei jeweils 40.000 und 36.000 Menschen diese Staatsbürgerschaft haben. Zudem gehören 29 Prozent der Doppelstaatler einem europäischen Land an, das nicht zur EU gehört, und 20 Prozent sind Staatsbürger aus nicht-europäischen Ländern. Besondere Erwähnung finden die 22.000 Personnen, die aus nicht-europäischen Asylherkunftsländern stammen, darunter Afghanistan, Eritrea und Syrien.

Reform des Staatsangehörigkeitsrechts

Ein weiterer zentraler Aspekt in der Diskussion um die doppelte Staatsangehörigkeit in Deutschland ist die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, die am 27. Juni 2024 in Kraft trat. Mit dem Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StARModG) wurde der Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit aufgehoben, was das Erwerben weiterer Staatsangehörigkeiten erleichtert. Die Optionspflicht für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Staatsangehöriger wurde ebenfalls abgeschafft.

Dem Bundeszentrale für politische Bildung zufolge zeigt die Anzahl der Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit in Deutschland in den letzten zehn Jahren eine steigende Tendenz. Schätzungen geben an, dass es zwischen 2,7 Millionen und 5,8 Millionen Doppelstaater gibt, wobei die wichtigsten Herkunftsländer Polen, Russland, Türkei, Italien und Rumänien sind. Über die Hälfte der Doppelstaater war 2022 unter 35 Jahre alt, was die junge und dynamische Dimension dieser Gruppe unterstreicht.

Gesellschaftliche Perspektiven und Herausforderungen

Die Reform wird als Möglichkeit betrachtet, die Zahl der Doppelstaater weiter zu erhöhen, insbesondere bei türkeistämmigen Personen. Denn die Mindestaufenthaltsdauer für die Einbürgerung wurde von acht auf fünf Jahre gesenkt, was neuen Chancen für viele Migranten eröffnet. Dennoch bestehen weiterhin gesellschaftliche Kontroversen über die doppelte Staatsangehörigkeit, die rechtliche Aspekte, Integration und mögliche Loyalitätskonflikte betreffen.

Umfragen zeigen, dass, trotz gewisser Skepsis gegenüber dem Konzept des Doppelpasses, eine signifikante Minderheit dieser Regelung positiv gegenübersteht. Zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich werden mit Spannung verfolgt, da die Relevanz der doppelten Staatsangehörigkeit für die Gesellschaft in Baden-Württemberg und Deutschland insgesamt zweifellos steigen wird.