Am Valentinstag, dem 14. Februar, ereignete sich im Allgäu ein Vorfall, der auf die Herausforderungen in der Altenpflege aufmerksam macht. Gegen 18 Uhr klopfte eine verwirrte Frau, schätzungsweise zwischen 80 und 90 Jahren alt, an die Hintertür des ehemaligen Klosters Maria Rosengarten in Bad Wurzach. Michael Wild, Stadtarchivar der Region, verließ gerade sein Büro und nahm die Frau mit ins Warme, da sie nur mit Hausschuhen bekleidet war und Schmerzen bei der Fortbewegung hatte.
Die Frau suchte ihre Freundin und war überzeugt, sich in Bad Waldsee zu befinden. Trotz ihrer Verwirrung wusste sie ihren Namen und konnte eine alte Telefonnummer auswendig. Als Michael Wild versuchte, diese Nummer zu erreichen, stellte sich heraus, dass die Frau in der Rehaklinik Waldburg-Zeil untergebracht war, wo sie laut ihrem Ehemann sein sollte. Dieser konnte jedoch erst am nächsten Tag kommen, um sie abzuholen.
Pflegenotstand in Deutschland
Der Vorfall bringt den alarmierenden Pflegenotstand in Deutschland zur Sprache. Seit 2017 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich an; allein im Jahr 2022 waren es 361.000 zusätzliche Personen. Aktuell sind bereits über 5,6 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Prognosen deuten darauf hin, dass diese Zahl bis 2040 auf rund 6 Millionen steigen wird. Gleichzeitig sehen sich Pflegeeinrichtungen zunehmend mit personellen Engpässen konfrontiert: 2023 mussten vier von fünf Pflegeeinrichtungen ihr Angebot aufgrund von Fachkräftemangel einschränken.
Die Rehabilitationsklinik, aus der die vermisste Frau kam, hat zwar Sicherheitsvorkehrungen wie Anwesenheitskontrollen, aber keine geschlossene Abteilung. Iris Hiltensberger, Sprecherin der Klinik, stellt klar, dass freiheitsentziehende Maßnahmen für demenziell Erkrankte gesetzlich verboten sind. Dies führt zu schwierigen Situationen, wie der offensichtlich verwirrten Patientin, die die Klinik verließ.
Komplexe Herausforderungen
Der Fachkräftemangel ist in der Pflegebranche gravierend. Durchschnittlich dauert es 230 Tage, um eine Stelle für eine Pflegefachkraft zu besetzen. Prognosen zeigen, dass bis 2040 mehr als 191.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Der Deutsche Pflegerat schätzt, dass bis 2034 über 500.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Gleichzeitig sind die Kosten für Pflegeleistungen gestiegen; der Eigenanteil für stationäre Pflege hat sich von 1.772 Euro im Jahr 2018 auf 2.576 Euro im Jahr 2024 erhöht.
In der Zwischenzeit spiegelt der Vorfall mit der abgängigen Patientin auch die Schwierigkeiten wider, mit denen Pflegeeinrichtungen konfrontiert sind. Nach dem Anruf bei der Klinik wurde Wild gebeten, die Polizei zu verständigen, da die Klinikpersonalkapazitäten nicht ausreichten, um sich um den Fall zu kümmern. Die Polizei brachte die Frau sicher zurück zur Klinik, bestätigte jedoch, dass es nicht ihre Aufgabe sei, als Fahrdienst zu agieren. Diese Aussage bringt die komplexen Herausforderungen im Pflegebereich zum Ausdruck, die unter anderem durch Personalmangel und unzureichende Ressourcen bedingt sind, wie Deutschlandfunk erläutert.
Solche Vorfälle erfordern eine dringende Reform und Unterstützung durch die Politik, zumal die Versorgung im Gesundheitswesen auch in Zukunft gefährdet scheint, wie die dgq berichtet. Innovative Lösungen zur Entlastung der Pflegekräfte sind erforderlich, um den Bedürfnissen der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen gerecht zu werden und die Qualität der Pflege aufrechtzuerhalten.