Die Vaterschaft in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Männer häufig trotz der Geburt eines Kindes weiterhin Vollzeit arbeiten. Gleichzeitig berichten viele Väter, dass sie nur ein bis zwei Monate Elternzeit nehmen, was den Fortschritt der Gleichstellung nicht vorantreibt. Wie MDR berichtet, fordern Experten mehr gesellschaftliche Anreize und eine aktive Väterpolitik, um die Beteiligung der Väter an der Erziehung zu erhöhen.

Ein entscheidender Faktor für Männer, die sich ein Kind wünschen, ist der Einfluss ihrer Partnerin. Diese Erkenntnis wird durch eine Studie gestützt, die zeigt, dass der Kinderwunsch der Frauen den der Männer maßgeblich beeinflusst. Johannes Thürer beispielsweise war überrascht von der Schwangerschaft seiner Frau, da er zuvor als zeugungsunfähig galt. Trotz seiner anfänglichen Skepsis bereut er seine Entscheidung nicht und hebt hervor, dass die Vaterschaft seine Sicht auf die Welt verändert hat.

Vaterrollen im Wandel

Der gesellschaftliche Wandel zeigt sich auch in den veränderten Familienmodellen. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts hat sich der Anteil der Väter, die Elterngeld in Anspruch nehmen, auf über 29 Prozent erhöht. Allerdings nehmen viele Väter das Elterngeld nur für kurze Zeit in Anspruch, was die strukturellen Hindernisse innerhalb der Familie aufzeigt. Auch die Anteile in Ostdeutschland sind interessanterweise höher, da dort Mütter traditionell aktiver im Erwerbsleben stehen. Laut einer Studie der Bundeszentrale für politische Bildung begründen 72 Prozent der Väter, dass sie sich mehr Zeit für die Familie wünschen.

Die Väter-Kind-Beziehung hat nachweislich positive Effekte auf die kindliche Entwicklung. Während 81 Prozent der Väter der Meinung sind, dass ein guter Vater viel Zeit mit seinen Kindern verbringen sollte, übernehmen derzeit 70 Prozent der Mütter die Hauptverantwortung für die Hausarbeit und Kindererziehung. Eine gleichmäßigere Verteilung der Verantwortlichkeiten wird als notwendig erachtet, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.

Anpassungen in der Politik

Politische Maßnahmen wie das Elterngeld, das 2007 eingeführt wurde, tragen dazu bei, die Väterbeteiligung zu erhöhen und das Familienleben zu unterstützen. Laut IW Köln sind seit der Einführung der Partnermonate im Elterngeld immer mehr Väter bereit, in Elternzeit zu gehen, auch wenn sich dies oft nur auf die Bonusmonate beschränkt. Der Frauenanteil im Bildungsbereich hat sich ebenfalls erhöht, was zu einer veränderten Wahrnehmung von Geschlechterrollen beiträgt.

Insgesamt zeichnet sich ab, dass viele Männer eine klare Vorstellung davon haben, was es bedeutet, Vater zu sein. 71 Prozent der Väter sehen Kinder als Quelle von Glück und Freude, während 58 Prozent den Wunsch äußern, ein Teil von sich selbst weiterzugeben. Trotz der Fortschritte bleibt jedoch viel zu tun, um die Gleichstellung der Geschlechter in Familienfragen weiter voranzutreiben.