Seit der massiven Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015 nach Deutschland, als rund 1 Million Geflüchtete, darunter viele Syrer, Afghanistan- und Irak-Flüchtlinge, eintrafen, hat sich das Bild der syrischen Bevölkerung grundlegend verändert. An der Technischen Universität Dortmund hat sich die Zahl syrischer Studierender in den letzten Jahren erheblich erhöht. TU Dortmund berichtet, dass im Jahr 2015 zu Beginn des Flüchtlingsstroms lediglich 120 syrische Studierende immatrikuliert waren, während diese Zahl bis 2021 auf 350 anstieg.
Die Studierendenwahl zeigt eine klare Präferenz für technische Studiengänge, wobei insbesondere Informatik als das beliebteste Fach gilt, in dem jede/r vierte syrische Student/in eingeschrieben ist. Auch Architektur, Städtebau und Bauingenieurwesen haben an Beliebtheit gewonnen. Sprachbarrieren stellten anfangs eine große Hürde dar, doch durch stark nachgefragte sprachliche Vorbereitungskurse konnten viele Studierende erfolgreich in deutschsprachige Programme integriert werden.
Integration und Arbeitsmarkt
Die Integration der syrischen Bevölkerung in den deutschen Arbeitsmarkt geschieht nicht nur über Bildung. Aktuell leben etwa 1 Million Syrer in Deutschland, und viele von ihnen sind gut in den Arbeitsmarkt integriert. IW Köln hebt hervor, dass fast 577.000 Syrer im erwerbsfähigen Alter sind und 213.589 dieser Personen zwischen Juni 2023 und Mai 2024 sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Rund 80.000 Syrer arbeiten in Engpassberufen, während viele andere in sozialen und gesundheitlichen Bereichen tätig sind, in denen oft Fachkräftemangel herrscht.
Die Mehrheit der syrischen Beschäftigten bringt berufliche Qualifikationen mit, die in Deutschland anerkannt werden können. 2023 wurden beispielsweise 1.293 Anträge für den Beruf Arzt und 318 für Zahnarzt gestellt. Diese Qualifikationen sind besonders wichtig, um den deutschen Fachkräftemangel zu mindern.
Herausforderungen der Arbeitsintegration
Doch die Integration bringt Herausforderungen mit sich. Laut einer Veröffentlichung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind Geschlechterunterschiede in der Erwerbstätigkeit signifikant. Während 73 % der syrischen Männer arbeiten, sind es bei den Frauen nur 29 %. Dies resultiert teilweise aus familiären Verpflichtungen und einer unzureichenden Unterstützung in der Aneignung von Sprachkenntnissen und beruflichen Qualifikationen.
Darüber hinaus zeigt sich, dass viele syrische Erwerbstätige in Deutschland Dequalifizierungen erfahren haben; 75 % der Erwerbstätigen sind in qualifizierten Tätigkeiten beschäftigt, jedoch erleidet ein Teil diese im Vergleich zu ihren beruflichen Möglichkeiten vor der Flucht.
Die steigende Zahl syrischer Studierender und die Integration in den Arbeitsmarkt sind wichtige Schritte zur Sicherstellung einer breiten gesellschaftlichen Teilhabe. Die TU Dortmund unterstützt international Studierende beim Einstieg in den Arbeitsmarkt, was zur denkbaren positiven Integration und wirtschaftlichen Stabilität der syrischen Community in Deutschland beitragen könnte.
Insgesamt könnte die deutsche Politik langfristig eine sichere Bleibeperspektive schaffen, um die Integration und die Nutzung des Potenzials syrischer Fachkräfte zu fördern und komplementär zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen.