Am 2. März 2025 sind die Hamburger Wähler aufgerufen, ihre Stimmen zur Bürgerschaftswahl abzugeben. Die SPD wird laut aktuellen Umfragen voraussichtlich stärkste Kraft mit über 30 Prozent der Stimmen, während Bürgermeister Peter Tschentscher, der als erster Bürgermeister und Spitzenkandidat der SPD antritt, mit einer hohen Beliebtheit von 51 Prozent rechnen kann. Diese Zustimmung steht im krassen Gegensatz zu den nur 18 Prozent, die Bundeskanzler Olaf Scholz in den Umfragen erreicht.

Tschentscher, bekannt für seine ruhige und sachliche Art der Regierungsführung, trifft Entscheidungen vorzugsweise im kleinen Kreis und lässt sich dazu von Experten beraten. Er hat angekündigt, dass er keine Ambitionen für eine Karriere auf Bundesebene hegt. Im Wahlkampf äußert er sich nicht zu den schlechten Ergebnissen der SPD bei der Bundestagswahl und konzentriert sich darauf, die Stärke Hamburgs und den Zusammenhalt der SPD in der Stadt zu betonen. Historisch ist Hamburg stark sozialdemokratisch geprägt, mit einer absoluten Mehrheit der SPD unter Scholz im Jahr 2011. Scholz wird zunehmend mit der kritischen Bundespolitik assoziiert, was seine Präsenz im Hamburger Wahlkampf zu verringern scheint, wie Merkur berichtet.

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Wettbewerb im Wahlsystem

Trotz der stabilen Umfragewerte für die SPD führt Tschentscher einen optimistischen Wahlkampf und glaubt daran, dass seine Partei das desaströse Ergebnis der Bundestagswahl hinter sich lassen kann. Er hebt hervor, dass die Hamburger Bevölkerung die gute Krisenbewältigung der Stadt unter der rot-grünen Koalition anerkennt. Der Bürgermeister sieht die Grünen als strategischen Partner, möchte jedoch eine intensivere Zusammenarbeit und schließt sogar eine mögliche Koalition zwischen CDU und Grünen nicht aus. CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering hat sich das Ziel gesetzt, die CDU zur zweitstärksten Kraft in der Bürgerschaft zu machen und die Grünen in die Opposition zu schicken. Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank hingegen möchte ein rot-schwarzes Bündnis verhindern.
Alle drei Spitzenkandidaten mobilisieren ihre Wähler am letzten Wahlkampftag in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs, wobei Tschentscher rote Rosen verteilt, während Thering selbstgebackenen Kuchen anbietet. Am Wahlsonntag sind fast 1,3 Millionen Hamburger zur Stimmenabgabe aufgerufen, und Umfragen zeigen die SPD trotz Verluste klar an der Spitze, gefolgt von CDU und Grünen. Die Linke und die AfD hoffen auf Stimmenzuwächse, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Politischer Kontext

Dieser Wahlkampf findet vor dem Hintergrund einer zunehmend fragmentierten politischen Landschaft in Deutschland statt. Die bevorstehenden Bundestagswahlen, ursprünglich für den September 2025 geplant, wurden vorgezogen, was bereits Auswirkungen auf die Unterstützungswerte der Parteien hat. Umfragen deuten darauf hin, dass die SPD bei den Bundestagswahlen historisch schlechte Ergebnisse von nur 15 Prozent pro Prognose erwarten könnte – so weit hinunter, dass sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr waren. Die CDU/CSU wird in Umfragen auf etwa 30 Prozent geschätzt, könnte jedoch dennoch das schlechteste Ergebnis seit 1949 abstimmen. Dies zeigt sich in der gerissenen Wählerwanderung zwischen den Parteien, insbesondere hin zur AfD, die möglicherweise über 20 Prozent der Stimmen erreichen könnte, was eine Verdopplung ihres Ergebnisses von 2021 darstellen würde. In diesem politischen Klima sind die Konfliktlinien zwischen Parteien verstärkt sichtbar und könnten die Wettbewerbsbedingungen entscheidend verändern, wie in den Analysen des Le Grand Continent dargelegt wird.