Mit der Amtsübernahme von Donald Trump hat sich der Einfluss der Pro-Life-Bewegung in der US-Politik erheblich vergrößert. Seit über zwei Jahren liegt die Gesetzgebung zur Legalität von Schwangerschaftsabbrüchen wieder in der Verantwortung der einzelnen Bundesstaaten. Derzeit sind in 19 Bundesstaaten Abtreibungen entweder verboten oder stark reguliert. Diese Entwicklung hat alarmierende Folgen, wie eine Studie der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health zeigt. Dort wurde ein Anstieg der Sterblichkeit von Kleinkindern in 14 dieser Staaten dokumentiert.

Seit der Aufhebung der Grundsatzentscheidung „Roe v. Wade“ sind in den betroffenen Bundesstaaten 478 Todesfälle von Säuglingen auf die neuen Abtreibungsverbote zurückzuführen. Die Kindersterblichkeitsrate in diesen Staaten stieg von 5,93 auf 6,26 pro 1.000 Geburten, was einem Anstieg von 5,6 % entspricht. Besonders besorgniserregend ist auch der Anstieg von Todesfällen aufgrund angeborener Anomalien um 10,87 %. In vielen Fällen sind Mütter gezwungen, schwierige Schwangerschaften bis zum Ende auszutragen, selbst wenn das Kind schwerstkrank ist.

Politische Entwicklungen und Reaktionen

Trump begnadigte Pro-Life-Aktivisten, die wegen der Blockade von Abtreibungskliniken verurteilt wurden, und das Justizministerium gab bekannt, dass juristische Schritte gegen Demonstrierende nur noch in besonderen Fällen unternommen werden. Ferner hob Trump zwei Dekrete des Vorgängers Joe Biden auf, die den Zugang zur reproduktiven Gesundheitsversorgung schützten. Eine Klage von Abtreibungsgegnern zur Abschaffung von Schutzzonen vor Abtreibungskliniken scheiterte letztlich.

Fachleute gehen davon aus, dass die Trump-Regierung den Zugang zu Abtreibungsmedikamenten weiter einschränken wird. Mehrere Bundesstaaten, darunter Indiana, North Dakota, Oklahoma und South Carolina, arbeiten an der Verschärfung ihrer Abtreibungsgesetze und beabsichtigen, das Strafmaß für Schwangerschaftsabbrüche mit Mord gleichzusetzen. In Deutschland hingegen gibt es eine deutlichere Zustimmung zu Abtreibungen bei gesundheitlichen Gefahren für die Frau oder bei nicht gesundem Baby. Diese Unterschiede in den gesellschaftlichen Einstellungen machen deutlich, dass die Meinungen zu Abtreibungen in den USA gespalten bleiben.

Öffentliche Meinungen und Abstimmungen

Eine Umfrage aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Zustimmung zu Abtreibungen in den USA bei 48 % für und 48 % gegen liegt. Interessanterweise identifizieren sich genau so viele Menschen als „Pro-Choice“ wie als „Pro-Life“. Während die Meinungen hin zu liberaleren Ansichten in anderen gesellschaftlichen Themen wie den Rechten von Homosexuellen gewachsen sind, bleibt die Abtreibungsfrage hoch umstritten. Inzwischen wird das Verständnis über die Akzeptanz von Abtreibungen außerdem von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie Bildungsniveau und Altersgruppe.

Bei den letzten Wahlen haben Bürger in zehn Bundesstaaten über die Abtreibungsgesetze abgestimmt. Diese Abstimmungen fanden nach der Aufhebung von „Roe v. Wade“ durch den Obersten Gerichtshof im Jahr 2022 statt, welcher seit 1973 ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung garantierte. Die Ergebnisse der Abstimmungen variieren erheblich:

Bundesstaat Ergebnis
Arizona Abtreibung bis zur „Lebensfähigkeit des Kindes“ wird in der Verfassung verankert; bisher nur bis zur 15. Schwangerschaftswoche erlaubt.
Colorado Abtreibungsrecht wird in die Verfassung aufgenommen; staatliche Versicherungen können Abtreibungen finanzieren.
Florida Vorschlag für Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche scheiterte; momentan gilt ein Verbot ab der sechsten Woche.
Maryland Abtrechtsrecht wird in der Verfassung verankert.
Missouri „Recht auf reproduktive Freiheit“ wird in die Verfassung aufgenommen; zuvor strenge Pro-Life-Gesetze.
Montana Abtreibungen bis zur „Lebensfähigkeit des Kindes“ werden verfassungsmäßig geschützt.
Nebraska Abtreibung bleibt bis zur zwölften Woche nicht strafbar; zwei Vorschläge zur Wahl.
Nevada Abtreibungen bis zur „Lebensfähigkeit des Kindes“ bleiben legal, müssen jedoch 2026 erneut abgestimmt werden.
New York Vorschlag zur Aufnahme von Abtreibungen in die Verfassung wurde befürwortet.
South Dakota Vorschlag zur Lockerung des Abtreibungsrechts wurde abgelehnt; nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist.

Wie die Abstimmungen zeigen, ist die Situation rund um das Abtreibungsrecht in den USA desaströs und weiterhin sehr polarisiert. Diese Entwicklungen könnten weitreichende gesellschaftliche und gesundheitliche Konsequenzen haben.