Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Waiblingen |
Ursache | Ruhestand der Inhaber |
Das traditionsreiche Geschäft „Die goldene Ecke“ in Waiblingen schließt nach 44 Jahren seine Pforten. Die Inhaber, Claudia und Peter Frasz, haben beschlossen, in den Ruhestand zu gehen. Claudia Frasz, fast 71 Jahre alt, und Peter Frasz, der kurz vor seinem 80. Geburtstag steht, haben ihren Standort zwischen der Langen und der Kurzen Straße in der Fußgängerzone über viele Jahre hinweg erfolgreich geleitet. Das Geschäft war flankiert von Café Quintus und Brasserie Sonne, doch nun wird ein Stück Waiblinger Stadtgeschichte beendet.
Die Schließung von „Die goldene Ecke“ ist Teil eines größeren Wandels, den die Stadt Waiblingen in den letzten Jahrzehnten durchlebt hat. Inhabergeführte Fachgeschäfte sind zunehmend rar geworden, was sich in der Nachbarschaft zeigt. Ehemalige etablierte Geschäfte wie Nanz, Tengelmann und Göltenbodt existieren nicht mehr, und auch andere Branchen spüren die Verwerfungen. Vor allem in der Bahnhofstraße, die einst eine stark frequentierte Einkaufsmeile war, zeigt sich der Wandel deutlich.
Veränderte Einkaufslandschaft
In der Geschäftevielfalt von einst, die Bäckereien, Metzgereien und Modegeschäfte umfasste, haben mittlerweile Kebab- und Döner-Theken, Handy-Läden sowie Nail-Studios Einzug gehalten. Ein Beispiel ist der Wegfall eines Kinderkarussells von Salamander bei Schuh Wolf. Während einige neue Geschäfte, wie eine Bäckerei mit Café-Bereich, die Öffnung ihrer Türen feiern, bleibt der Mangel an Nachfolgern für viele Fachgeschäfte ein drängendes Problem. Die Modemarken wie Boutique Lucia und Mode Käser sind nicht mehr vorhanden, und auch Sportgeschäfte wie Sport Winkler und Sport Vögele sind inzwischen Geschichte. Die Innenstadt hat sich stark gewandelt und wird nun von großen Modeketten wie C&A und H&M dominiert, die Kunden anziehen.
Im Rahmen dieses Wandels erhält die Stadt Waiblingen Unterstützung von Vermietern und der Stadtverwaltung. Für die nahende Eröffnung einer neuen Markthalle, welche am Marktplatz entstehen soll, ist bereits die Planungsphase abgeschlossen. Diese soll vor dem 30. Juni geöffnet werden. Das neue Gastro-Konzept in der Unteren Apotheke, das von Sternekoch Bernd Bachofer unterstützt wird, verheißt ebenfalls frischen Wind für die Innenstadt.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die Entwicklungen in Waiblingen spiegeln einen umfassenden Umbruch im stationären Einzelhandel wider. Laut AlixPartners hat die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland seit 2015 von 373.000 auf etwa 302.000 abgenommen. Nahezu 71.000 Geschäfte haben in dieser Zeit geschlossen, was durch Insolvenzen namhafter Einzelhändler wie Galeria Karstadt Kaufhof und Esprit verdeutlicht wird. Diese Schließungen werfen grundlegende wirtschaftliche und städtebauliche Fragen auf: Wie können die Stadtzentren zukünftig gestaltet werden und welche Rolle spielen dabei die Einzelhändler und Immobilieneigentümer?
Die Gründe für den Rückgang im Einzelhandel sind vielfältig. Neben dem wachsenden Einfluss des Online-Handels zählen Fachkräftemangel und sinkende Kaufkraft zu den wesentlichen Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht. Verschiebungen im Verbraucherverhalten, besonders bei jüngeren Generationen, manifestieren sich in einem deutlichen Trend hin zum Online-Kauf. Trotz einer Rückkehr der Besucherfrequenzen in den Innenstädten nach der COVID-19-Pandemie erkennen Stuttgarter Nachrichten an, dass die Anpassungsfähigkeit der Einzelhändler für die Zukunft essenziell ist.
Die Schließung von „Die goldene Ecke“ ist somit nicht nur ein Verlust für die Waiblinger Innenstadt, sondern auch ein Symbol für den tiefgreifenden Wandel, den der stationäre Einzelhandel allgemein durchlebt. Die Zukunft der Stadt und ihrer Geschäfte wird von der Fähigkeit abhängen, sich wandelnden Bedürfnissen und Erwartungen der Verbraucher anzupassen.