Clemens Tönnies, der bekannte Fleischgroßhändler und ehemalige Aufsichtsratschef von Schalke 04, hat kürzlich alarmierende Aussagen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland gemacht. In einem Interview betonte Tönnies die erdrückende Bürokratie, die seiner Meinung nach die Firmen im Land lähmt. „Die Unternehmen sind gelähmt durch eine überbordende Bürokratie“, erklärte Tönnies und forderte einen drastischen Abbau dieser bürokratischen Hürden. Er schlägt vor, dass Deutschland 20 Prozent seiner Bürokratie abbaut, was er mit einer möglichen Wertsteigerung von etwa 100 Milliarden Euro vergleicht. Dies könnte seiner Ansicht nach als ein großes Konjunkturprogramm wirken, das dringend benötigt wird, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Tönnies äußerte zudem seine Bedenken über das geringe Vertrauen der Politik in Unternehmer und Unternehmen. Um die wirtschaftliche Lage nachhaltig zu verbessern, fordert er die Politik dazu auf, eine „Agenda 2035“ zu erstellen und umzusetzen. Diese sollte darauf abzielen, die Bürokratie wirksam zu reduzieren und den Unternehmen mehr Freiräume zu geben, um zu wachsen.
Bürokratie als Hemmschuh für die Wirtschaft
Laut dem Münchner ifo-Institut sind die jährlichen Kosten für die deutsche Wirtschaftsleistung aufgrund bürokratischer Hürden alarmierend hoch und belaufen sich auf bis zu 146 Milliarden Euro. Oliver Falck, Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomik, unterstreicht die Dringlichkeit von Reformen in diesem Bereich. Ein Hauptgrund für die hohen Kosten ist die unzureichende Digitalisierung des Staates und seiner Behörden, was auch Tönnies‘ Forderungen unterstützt.
Ein Vergleich mit Dänemark zeigt, dass eine umfassende Digitalisierung auf dessen Niveau die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen könnte. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern spricht sich für ein sofortiges Bürokratie-Moratorium aus. IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl hebt hervor, dass der bürokratische Aufwand für viele Unternehmen mittlerweile im dreistelligen Milliardenbereich als gigantischer Schaden zu werten ist, und fordert eine Überprüfung aller Nachweis-, Dokumentations- und Berichtspflichten.
Reformbedarf und Digitalisierung
Die Notwendigkeit für Reformen wird durch die Erkenntnisse des ifo Instituts gestärkt, das die Bürokratie als entscheidenden Hemmschuh für den Wirtschaftsstandort Deutschland identifiziert. Die Studie gibt an, dass Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt wesentlich mehr Zeit für bürokratische Vorgänge aufwenden müssen als in Ländern mit niedrigerem Bürokratieniveau wie Schweden. Beispielsweise benötigen deutsche Unternehmen 218 Stunden für Steuererklärungen im Vergleich zu 122 Stunden in Schweden. Ebenso erfordert die Anmeldung von Immobilieneigentum in Deutschland sechs Vorgänge, die 52 Stunden in Anspruch nehmen, während es in Schweden nur einen Vorgang von 7 Stunden benötigt.
Die Möglichkeit zur Reduzierung des bürokratischen Aufwands durch Digitalisierung ist enorm, wird jedoch durch den geringen digitalen Reifegrad in Deutschland nicht ausgeschöpft. Um dem potenziellen Wirtschaftswachstum Rechnung zu tragen, benötigen Unternehmen dringend einen zentralen Online-Zugang zu wirtschaftsrelevanten Leistungen und einheitliche Lösungen für bürokratische Anforderungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stimmen der Wirtschaft, wie die von Tönnies und den Vertretern des ifo Instituts, zunehmend lauter werden. Es besteht ein klarer Konsens – die Überwindung bürokratischer Hürden und die Digitalisierung der Verwaltung sind zentrale Herausforderungen, die es zu meistern gilt, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem globalen Markt zu sichern. Weitere Maßnahmen, wie das kürzlich beschlossene Bürokratieentlastungsgesetz, das die Wirtschaft um rund 944 Millionen Euro jährlich entlasten soll, sind zwar Schritte in die richtige Richtung, jedoch bleibt abzuwarten, ob diese ausreichen, um die geforderten tiefgreifenden Veränderungen zu erreichen.
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