In Thüringen spielt die Biogasbranche eine maßgebliche Rolle in der Energieversorgung, da die dortigen Biogasanlagen rund 20 Prozent des Ökostroms liefern. Allerdings sieht sich die Branche aktuell schwerwiegenden Herausforderungen gegenüber. Viele dieser Anlagen befinden sich in ihren letzten Jahren der Förderung, und nach 20 Jahren erhalten sie keine gesetzlich geregelte Vergütung mehr. Dies könnte für zahlreiche Betreiber das Aus bedeuten, insbesondere wenn keine Planungssicherheit besteht.
Der Minister für Wirtschaft, Robert Habeck, hat Pläne vorgelegt, die die Biogasbranche gefährden könnten. Technische Nachrüstungen werden für den Weiterbetrieb vieler Anlagen notwendig sein, wodurch zusätzliche Kosten auf die Betreiber zukommen. Kritiker, darunter die Thüringer CDU-Fraktion, betonen, dass Biogas und Bioenergie wichtige Bestandteile kommunaler Wärmenetze sind, insbesondere im ländlichen Raum. Trotz dieser Bedeutung sieht man in der politischen Agenda eine Reduzierung der Bioenergie, was auf Widersprüche in Habecks Politik hinweist.
Gefahr eines massiven Anlagensterbens
Erste Einschätzungen der Bioenergiebranche deuten auf ein massives Anlagensterben im ersten Jahr der Umsetzung des Regierungsentwurfs hin. Die Thüringer Bundestagsabgeordneten sind aufgefordert, gegen diesen Entwurf zu stimmen. Derzeit gibt es in Thüringen etwa 250 landwirtschaftliche Biogasanlagen, wobei die meisten in landwirtschaftlich geprägten Regionen zu finden sind. Besonders betroffen wären das Altenburger Land, Greiz und der Saale-Orla-Kreis mit insgesamt über 140 Anlagen.
Das Bundeswirtschaftsministerium plant eine neue Förderung zur intelligenten Nutzung von Biomasse, um die schwankende Erzeugung durch Wind- und Solaranlagen auszugleichen. Bevorzugt gefördert werden sollen Anlagen mit Anbindung an Wärme- oder Gebäudenetze sowie flexible Produktionsanlagen. In Thüringen betreiben fast 400 Blockheizkraftwerke Biogas, einige sind an Nahwärmenetze angeschlossen.
Zusätzlich wird der Anteil von Reststoffen wie Gülle, Bioabfall und Mist in der Bioenergienutzung hervorgehoben, der bei etwa 70 Prozent liegt und keine Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung darstellt. Viele Biogasanlagen, die zwischen 2004 und 2009 errichtet wurden, fungieren als zusätzliches wirtschaftliches Standbein für Agrarbetriebe.
Die gegenwärtige Situation in der Energiebranche ist durch hohe Preise und eine „Dunkelflaute“ gekennzeichnet, was die Abhängigkeit von fossilen Kraftwerken verstärkt. Laut einem Bericht hat der Preis für eine Megawattstunde zwischenzeitlich 936 Euro erreicht. Vor diesem Hintergrund fordert Habeck kurzfristige Entlastungen beim Strompreis und plant Subventionierungen der Netzentgelte zur Senkung der Industriestrompreise.
Die Kritik am „Biogas-Paket“ des Bundeskabinetts ist laut Branchenvertretern nicht zu überhören. Sie warnen vor gravierenden Folgen für die Biogasbranche und argumentieren, dass die vorgeschlagenen Flexibilisierungsanforderungen in der kurzen Umsetzungsfrist kaum machbar seien. Darüber hinaus wird die Anhebung des Ausschreibungsvolumens für 2025-2028 auf 0,75 Gigawatt als unzureichend erachtet. Das wachsende Bedürfnis nach einer Übergangslösung zur Anhebung des Ausschreibungsvolumens auf 1.800 MW ist ebenfalls im Raum.
Hinsichtlich der Marktprämie für Biogas in „Dunkelflauten“ wird eine Erhöhung gefordert. Vertreter der CDU und CSU zeigen sich offen für Verbesserungen in der Biogasbranche, weisen jedoch gleichzeitig auf die Gefahren einer Rückkehr zur Atomkraft hin. Ohne wirksame gesetzliche Änderungen könnte es zu einem massiven Sterben der Bioenergiebranche kommen, warnen sie.