Weimar feiert ein Vierteljahrhundert als Kulturhauptstadt Europas, eine Veranstaltung, die 1999 das Stadtbild nachhaltig prägte. Im Jahr des Kulturstadtjahres strömten knapp sieben Millionen Gäste in die Stadt mit rund 60.000 Einwohnern. Während dieser Zeit fanden etwa 1.000 Veranstaltungen statt, die nicht nur künstlerische, sondern auch gesellschaftliche Akzente setzten. Durch das Großereignis konnte Weimar sein Image als kulturelles Zentrum verbessern und reihte sich in die Ränge früherer Kulturhauptstädte wie Paris und Athen ein.

Der Status als Kulturhauptstadt führte zu einem umfassenden Modernisierungsschub: Straßen wurden saniert und bedeutende Teile des Unesco-Welterbes, darunter das Stadtschloss, das Goethe-Nationalmuseum und das Bauhaus-Musterbau «Haus am Horn», wurden renoviert. Die Stadt wurde internationaler und weltoffener, wobei das Vermächtnis von Buchenwald und die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit tief im Selbstverständnis der Stadt verankert blieben. Ein bedeutendes kulturelles Projekt war der Workshop von Daniel Barenboim und Edward Said mit israelischen, palästinensischen und arabischen Musikern, der zur Gründung des West Eastern Divan Orchestra führte.

Kulturelles Erbe und aktuelle Ereignisse

Das West Eastern Divan Orchestra, das 1999 ins Leben gerufen wurde, besteht zur Hälfte aus israelischen und zur Hälfte aus arabischen Musikern. Mit Gründerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim und Edward Said wollte das Orchester friedliche Lösungen im Nahostkonflikt fördern. Der Name des Orchesters stammt von Goethes Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“. Der Sitz des Orchesters ist in Sevilla, nachdem die Musiker zunächst in Weimar und Chicago probten. Die Teilnehmer sind zwischen 14 und 25 Jahren alt und stammen aus Ländern wie Ägypten, Syrien, dem Iran, Libanon, Jordanien, Tunesien, Israel, Palästina und Andalusien.

Im Jahr 2024 gab das Orchester mehrere Konzerte in Weimar und zeigte damit die anhaltende Relevanz seiner kulturellen Mission. Die Musiker treffen sich einmal jährlich für eine Arbeits- und Aufführungsperiode, wobei das Orchester bedeutende Konzerte in vielen berühmten Veranstaltungsorten weltweit gegeben hat. Beachtlich ist auch, dass es 2007 den Praemium Imperiale Grant for Young Artists erhielt, was die Anerkennung seiner Arbeit verdeutlicht.

Im Kontext der Kulturhauptstadt wurde auch die Debatte über die DDR-Kunst 1999 thematisiert, angestoßen durch die Ausstellung «Aufstieg der und Fall der Moderne». Dennoch blieben einige Aspekte des Kulturstadtjahres umstritten, einschließlich Berichterstattung über Angriffe von Neonazis auf Besucher und kulturelle Projekte. Außerdem wurde im Oktober 2024 der Kultur-Manager Bernd Kauffmann für seine innovative Arbeit im Kulturstadtjahr mit dem Weimar-Preis ausgezeichnet.

Für weitere Informationen über das West Eastern Divan Orchestra und seine Gründungsgeschichte ist der Artikel von Wikipedia empfehlenswert. Der ursprüngliche Bericht über die Bilanz von Weimar als Kulturhauptstadt findet sich bei Welt.de.