Am Tag der wandernden Seelen spielt sich ein düsteres und verstörendes Szenario ab, als das Berliner Ermittlerduo Robert Karow und Susanne Bonard in die vietnamesische Lebenswelt eintaucht. Die Geschichte, die Regisseurin Mira Thiel in Szene setzt, führt die Zuschauer zurück in die 90er Jahre, eine Zeit geprägt von Anfeindungen und Gewalt gegen Zugewanderte asiatischer Herkunft im Osten Deutschlands.
Die Episode dreht sich um die vietnamesische Pflegekraft Bui Thi Vien, die Opfer sexueller Gewalt wurde und vom sadistischen Sohn einer demenzkranken Rentnerin gefangen gehalten wurde. Der Film zeigt die Grausamkeiten, die sie erlitten hat, und beleuchtet die festgehaltene Tortur auf VHS. Die Handlung nimmt Fahrt auf, als der Peiniger tot aufgefunden wird und die verletzte Bui Thi Vien untergetaucht ist, hinterlassend eine Blutlache und DNA-Spuren am Tatort.
Die Inszenierung nimmt sich in diesem Tatort viel Zeit für die Tatort-Besichtigung und präsentiert die Vielfalt des bunten Berlins. Trotz einiger überzeichnet wirkender Szenen gelingt es, Fragen zur vietnamesischen Lebenswelt zu beantworten und Einblicke in fernöstliche Gebräuche zu gewähren. Dabei unterstützt die LKA-Kollegin Pham Thi Mai mit vietnamesischen Wurzeln das Ermittlerduo als Fremdenführerin.
Die Episode erfüllt den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag in der deutsch-asiatischen Völkerverständigung, verliert aber im Schlussdrittel an Spannung und Drive. Die Suche nach einem möglichen zweiten Täter hinkt hinterher, während die atmosphärischen Elemente und die kulturelle Authentizität der vietnamesischen Darstellung hervorstechen. Trotz einiger Schwächen in der Verknüpfung der Handlungsstränge bietet „Am Tag der wandernden Seelen“ einen bedeutsamen Einblick in die Problematik rechter Gewalt und kulturelle Vielfalt im deutschen Kontext.
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