Provenienzforschung im Fokus: NS-Raubgut-Untersuchung im Stadtmuseum Saalfeld

Die Suche nach NS-Raubgut im Stadtmuseum Saalfeld

Im Zuge des Projektes „Auf der Suche nach NS-Raubgut an 17 Thüringer Museen“ des Museumsverbandes Thüringen e. V. hat das Stadtmuseum Saalfeld im Juni 2024 einen „Erstcheck“ seiner Museumssammlungen begonnen. Ziel dieser Maßnahme ist es, nach verfolgungsbedingten Entzügen während des Nationalsozialismus zu suchen und belastete Objekte zu identifizieren. Diese Initiative erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Jahren und wird finanziell vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste unterstützt.

Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz, eine angesehene Expertin im Bereich der Provenienzforschung, leitet die Untersuchung im Stadtmuseum Saalfeld. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung und Expertise wird sie die Sammlungsstücke systematisch auf mögliche problematische Erwerbsumstände zwischen 1933 und 1945 hin überprüfen. Durch die Analyse der Objekte, der Inventare und vorhandener Archivalien sowie durch Gespräche mit lokalen Akteuren wird angestrebt, die Geschichte der Sammlungsstücke während der NS-Zeit zu rekonstruieren.

Die Bedeutung dieser Forschungsarbeit liegt in der Aufarbeitung der Vergangenheit, der Anerkennung von Unrecht und der Schaffung von Transparenz in Bezug auf die Herkunft von Kulturgut. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Museen in Thüringen wird auch die flächendeckende Provenienzforschung gefördert, um eine ganzheitliche Untersuchung der Unrechtskontexte in den musealen Einrichtungen des Bundeslandes zu gewährleisten.

Die Beteiligung des Stadtmuseums Saalfeld an diesem wichtigen Projekt zeigt das Engagement der Institution für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und die Wahrung der moralischen Verantwortung im Umgang mit historischem Erbe. Durch die Zusammenführung der Ergebnisse aus den verschiedenen beteiligten Museen wird ein umfassendes Bild über den Umgang mit NS-Raubgut in der Region Thüringen geschaffen und ermöglicht es, belastete Objekte in die Lost Art Datenbank einzutragen.

Insgesamt ist die Suche nach NS-Raubgut im Stadtmuseum Saalfeld nicht nur ein wichtiger Schritt zur Identifizierung und Rückführung von entzogenen Kulturgütern, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit und zur Förderung von Ethik und Transparenz im Umgang mit kulturellem Erbe.