Jena plant die Errichtung eines neuartigen Flussthermie-Kraftwerks, um die Fernwärmeversorgung auf nachhaltige Beine zu stellen. Das Kraftwerk wird Energie aus der Saale gewinnen und soll darüber hinaus die Hälfte der Fernwärme-Kunden in Jena versorgen. Neben der Flussthermie sind weitere Wärmequellen in Planung, darunter die Kraft-Wärme-Kopplung mit Wasserstoff und Biogas, Elektro-Kessel, Geo- und Solarthermie. Damit möchte die Stadt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, da derzeit 98 Prozent der Fernwärme aus Erdgas hergestellt werden. Laut dem Thüringer Klimaschutzgesetz muss bis spätestens 2040 die Fernwärme komplett aus erneuerbaren Energien stammen.

Der Plan zur Umstellung auf grüne Fernwärme ist Teil eines umfassenden Transformationsplans, der 2024 fertiggestellt werden soll. Der Plan wird Ansätze zur Erzeugung von Fernwärme aus erneuerbaren Quellen, Netzausbau, Netzverdichtung und technische Anpassungen beinhalten. Erkenntnisse aus der kommunalen Wärmeplanung fließen in diesen Prozess ein, der durch das Bundesprogramm Effiziente Wärmenetze (BEW) gefördert wird. Zusätzlich wird die Stadt ihre Versorgungsgebiete erweitern und das Leitungsnetz für Fernwärme nahezu verdoppeln, um künftig etwa 70 Prozent der Haushalte mit Dampf zu versorgen.

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Erweiterung des Wärmenetzes und neue Technologien

Die Stadtwerke Jena Netze haben bereits umfassende Daten zur kommunalen Wärmeplanung bereitgestellt. Aktuell sind in Jena rund 62 Versorgungsgebiete identifiziert, die zwei Arten von Versorgung umfassen: das (Fern-)Wärmenetz und Einzelhauslösungen. Zu den geplanten Erweiterungen gehört unter anderem die Schaffung von Quartierslösungen, wie beispielsweise im Wohngebiet Friedensbergterrassen, wo zwei Blockheizkraftwerke installiert sind. Zukünftig könnten diese durch große Wärmepumpen ersetzt werden, die an geeigneten Standorten im Süden der Stadt nahe dem Fernwärme-Hauptnetz errichtet werden sollen.

Für die Großwärmepumpen ist eine Standortsuche im Gange, die in Abstimmung mit den Umweltbehörden erfolgt. Das Entnahmebauwerk am Flussufer wird geplant, wobei das Saalewasser entnommen, jedoch nicht verbraucht oder chemisch behandelt wird. Die Wärmepumpen nutzen ein Prinzip der Wärmeübertragung, das ähnlich funktioniert wie bei Kühlschränken: Das Saalewasser gibt Wärme an ein Kältemittel ab, das anschließend komprimiert und für die Wärmeerzeugung verwendet wird.

Finanzierung und rechtliche Rahmenbedingungen

Die Umsetzung der Wärmeplanung wird durch die „Thüringer Verordnung über den finanziellen Ausgleich der Kosten für die Aufstellung von Wärmeplänen“ geregelt. Diese Verordnung sorgt sicher, dass die Kosten für die kommunale Wärmeplanung ausgeglichen werden. Ab Oktober 2024 steht Thüringen Kommunen jährlich eine Zuweisung zur Verfügung, um Personal, externe Gutachten und Beteiligungsprozesse zu finanzieren. Für das Jahr 2024 sind insgesamt sieben Millionen Euro eingeplant, die ab 2025 jährlich auf über zehn Millionen Euro steigen sollen.

Insgesamt schätzt die Landesregierung die Gesamtkosten für die Kommunale Wärmeplanung in Thüringen bis 2028 auf etwa 50 Millionen Euro. Diese Mittel sollen unter anderem für Bestandsanalysen, Potenzialanalysen und Öffentlichkeitsbeteiligungsprozesse verwendet werden. Die kommunale Wärmeplanung stellt somit ein strategisches Planungsinstrument dar, das entscheidend zur Wärmewende und zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors beitragen soll.

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Für weitere Informationen zur Wärmeplanung in Jena, können die Leser den Artikel von MDR konsultieren, während Stadtwerke Jena weitere Details zu den neuen Energiequellen und deren Integration in das Wärmenetz bereitstellt. Des Weiteren gibt es umfassende Informationen auf der Webseite von Thüringen Umwelt, die die rechtlichen Rahmenbedingungen und finanziellen Aspekte der kommunalen Wärmeplanung erläutern.