Bei den Thüringer Kommunalwahlen war die AfD darauf aus, eine Basis für die Landtagswahl zu schaffen. Obwohl die Partei nicht alle angestrebten Siege in den Landratsämtern errang, konnte sie in den Räten und Kreistagen an Einfluss gewinnen. Der Bochumer Politikwissenschaftler Oliver Lembcke erklärte, dass es schwieriger werde, die AfD auszugrenzen und die CDU dementsprechend häufiger mit der rechtsextremen Partei konfrontiert sein würde.
Die AfD erlangte zwar keinen sofortigen Erfolg bei den Landratswahlen, könnte jedoch in einigen Kreistagen zur stärksten Kraft werden. Dies würde dazu führen, dass die Brandmauer, die die CDU aufgestellt hat gegenüber der AfD, an Bedeutung verliert. Der Präsident des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, Michael Brychcy (CDU), unterstreicht diese Entwicklung und betont, dass die CDU die AfD deutlich abgrenzt, obwohl sie aufgrund gewählter AfD-Vertreter in den Parlamenten dies aushandeln muss.
Trotzdem schnitt die AfD bei den Wahlen nicht so erfolgreich ab, wie sie es erhofft hatte. In neun Stichwahlen besteht die Möglichkeit, dass sie noch kommunale Ämter innehat. Ein Anwärter der Neonazi-Gruppierung „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ erreichte in Hildburghausen die Stichwahl. In verschiedenen Kommunalparlamenten rückt die AfD der CDU gefährlich nahe und könnte sogar in einigen den Platz als stärkste Kraft einnehmen. Insgesamt errang sie in den landesweiten Auszählungen jedoch weniger Stimmenanteile als die CDU, die trotz Verlusten anderer Parteien ihre Position halten konnte.
Der Bochumer Politikwissenschaftler Oliver Lembcke warnt vor der wachsenden Macht der AfD in den Kommunen, da sie vermehrt Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen könnte. Mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen in Thüringen am 1. September 2024 könnte sich die AfD durch ihre Stärke in den Kommunen auch auf Landesebene behaupten. Trotzdem stehen die Imageprobleme der Partei nach zahlreichen Skandalen im Fokus. Die AfD steht unter anderem aufgrund von Äußerungen zu SS-Verherrlichung und Spionageaffären in der Kritik.