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Katholikentag in Erfurt: Forderung nach Kirchenreformen und gesellschaftlichem Dialog

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Beginn des Katholikentags den Bedeutungsverlust der Kirchen bedauert und eine selbstkritische Debatte darüber angeregt. Er lobte den Einsatz von Christen für die Demokratie und die Unterstützung von Armen, Ausgegrenzten und Verzweifelten. Steinmeier äußerte sein tiefes Bedauern über den großen Zustimmungs- und Vertrauensverlust der Kirchen, wobei er die dramatischen Veränderungen betonte.

Steinmeier machte verschiedene Ursachen für den Bedeutungsverlust aus, darunter selbstgemachte Probleme wie der massenhafte Missbrauch und dessen jahrzehntelange Vertuschung. Er stellte auch die wachsende Entfremdung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen in Frage und regte an, ob die Kirchen zu wenig Anstoß gäben und ob ihre Botschaft zu leise, zu blass und zu wenig profiliert sei.

Der Deutsche Katholikentag in Erfurt mit rund 500 Veranstaltungen und etwa 20.000 erwarteten Besuchern wurde mit einem bunten Fest eröffnet. Neben Sonnenschein und vereinzelten Regentropfen sorgten Unterhaltungseinlagen für eine ausgelassene Stimmung. Allerdings stehen in den folgenden Tagen auch ernsthafte Themen wie der Missbrauchsskandal, Reformen, Krieg und Frieden sowie Populismus und Demokratie auf dem Programm.

Papst Franziskus betonte in einem Grußwort die zunehmende Gefährdung grundlegender Menschenrechte durch Antisemitismus, Rassismus und extremistische Ideologien. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, forderte eine klare Abgrenzung nach rechts und warnte vor völkischem Nationalismus. Er betonte zudem die Notwendigkeit für Christen, sich den globalen Konflikten und Kriegen nicht gleichgültig zu zeigen.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, drängte auf ein höheres Reformtempo innerhalb der Kirche. Sie äußerte großes Unverständnis über die langsamen Reaktionen in Bezug auf den Missbrauchsskandal und den dadurch entstandenen Vertrauensverlust. Auch Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr sprach sich für eine Öffnung des Weiheamts für Frauen aus, um den Reformbedarf in der Kirche zu unterstreichen.

In den kommenden Tagen werden zahlreiche Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz und Vizekanzler Robert Habeck am Katholikentag teilnehmen. Das Motto des Treffens lautet „Zukunft hat der Mensch des Friedens“, und es wird eine Vielzahl von Diskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Themen erwartet.

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