Am Sonntag fanden in Thüringen die Kommunalwahlen statt, und die Stimmung im Land war angespannt, da viele besorgt auf die Wahl im Freistaat blickten. Die Umfragewerte der AfD waren im Vorfeld stark angestiegen, aber spiegelt sich das auch in den Ergebnissen wider? Trotzdem hat die AfD unter Björn Höcke bei den Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen in Thüringen keinen direkten Sieg errungen, die Ergebnisse sorgen jedoch für Diskussionen. Neun von 13 angetretenen AfD-Kandidaten erreichten die Stichwahl oder standen kurz davor, vor allem gegen CDU-Kandidaten. Nur im Landkreis Altenburger Land in Ostthüringen konnte die AfD vorne liegen, während sie sich in anderen Regionen wie Jena mit hinteren Plätzen begnügen musste.
Besonders pikant war das Ergebnis der Landratswahl in Hildburghausen, wo ein Neonazi mit 24,9 Prozentpunkten die Stichwahl erreichte. Politikwissenschaftler Oliver Lembcke schätzt die Situation in Thüringen ein, indem er feststellt, dass die AfD das Potenzial, das sie auf Landesebene in Umfragen hat, nun auch auf kommunaler Ebene ausschöpft. Trotzdem erwartet Lembcke, dass sich die CDU in den anstehenden Stichwahlen am 9. Juni weitgehend durchsetzen wird. Er bemerkt, dass die AfD in den letzten Wochen ein schlechtes Bild abgegeben hat, was durch verschiedene Skandale wie Äußerungen zur SS von Maximilian Krah und eine Spionageaffäre verstärkt wurde.
Lembcke ist der Meinung, dass die AfD durch diese Skandale bei den Stichwahlen geschwächt werden könnte. Auf kommunaler Ebene konnte die AfD jedoch punkten und sich mehr Sitze in Kreistagen, Stadträten und Gemeinderäten sichern. Lembcke weist darauf hin, dass dies weitreichende Folgen haben wird, da es für andere Parteien schwerer wird, die AfD auszugrenzen. Die Partei könnte durch ihren Erfolg auf kommunaler Ebene stärkeren Einfluss nehmen und ihre „Erpressungsmacht“ gegenüber anderen Parteien erhöhen.