In Deutschland erfreuen sich die Online-Shops Temu und Shein immer größerer Beliebtheit. Laut einer aktuellen Umfrage, die von der Beratung Oliver Wyman durchgeführt und in der „Wirtschaftswoche“ zitiert wurde, haben bereits 87 Prozent der Deutschen bei diesen Anbietern eingekauft. Besonders hervorzuheben ist, dass 75 Prozent der Befragten Preisvorteile als Hauptgrund für ihren Einkauf angeben. Dies stellt etablierte Händler vor große Herausforderungen, da sie ihre Preise senken müssen, was zu Margenverlusten führt. So bietet Shein beispielsweise Damen-Cowboystiefel für unter 25 Euro an, wobei einige Größen bereits ausverkauft sind.

Die niedrigen Preise von Temu und Shein werden jedoch von Verbraucherschützern kritisch betrachtet. Sie warnen vor möglichen Qualitätseinbußen. Eine Untersuchung von Greenpeace im Jahr 2022 offenbarte beispielsweise hohe Gehalte an formaldehyd, einem krebserregenden Stoff, in einem Kinderkleid. Zudem müssen Kunden häufig lange auf ihre Bestellungen warten, was nicht immer auf die Versanddienstleister zurückzuführen ist.

Wachstum und Erfolg von Shein und Temu

Im Jahr 2023 erzielte Shein einen weltweiten Umsatz von 32,5 Milliarden Dollar, was einen Anstieg im Vergleich zu 15,7 Milliarden Dollar im Jahr 2021 darstellt. Shein ist mittlerweile in rund 150 Ländern aktiv und beschäftigt fast 10.000 Mitarbeiter. Auch Temu schreibt beeindruckende Zahlen. Der globale E-Commerce-Umsatz belief sich 2023 auf 15,3 Milliarden Dollar, mit Prognosen, die für 2024 eine Verdopplung erwarten. Der Mutterkonzern PDD Holdings hat einen Börsenwert von 130 Milliarden Dollar und die Aktien werden an der US-Techbörse Nasdaq gehandelt.

Die rasante Expansion dieser chinesischen „Fast Fashion“-Plattformen hat in den USA und Europa für Diskussionen gesorgt. Sie nutzen Handelslücken aus, was Bedenken hinsichtlich der Produktionsprozesse und der Beschaffungsbeziehungen aufwirft. Dabei stellt sich die Frage der Produktsicherheit sowie des möglichen Einsatzes von Zwangsarbeit. Des Weiteren gibt es Vorwürfe bezüglich Verstöße gegen geistige Eigentumsrechte. Der Erfolg von Shein ermutigt viele etablierte chinesische E-Commerce-Plattformen und Startups, deren Geschäftsmodell nachzuahmen. Diese Entwicklungen bringen Herausforderungen für die Regulierung und die Prinzipien des Marktzugangs mit sich. uscc.gov berichtet, dass der Hauptfokus auf Shein liegt, da für diese Plattform die meisten Daten verfügbar sind.

Konsumverhalten und Nachhaltigkeit in Deutschland

Das Konsumverhalten in Deutschland wird nicht nur durch die niedrigen Preise dieser Fast-Fashion-Anbieter beeinflusst, sondern auch durch gesellschaftliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Eine Studie von ibi research an der Universität Regensburg hat gezeigt, dass nur 19 Prozent der Befragten ausschließlich in stationären Geschäften einkaufen. 41 Prozent kaufen alles online oder würden dies tun, wenn möglich. Insbesondere unter den jüngeren Generationen, wie der Generation Y und Z, erfreuen sich die Apps von Temu und Shein wachsender Beliebtheit, mit Nutzeranteilen von 15 und 9 Prozent.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Sensibilisierung für Nachhaltigkeit. Über drei Viertel der Befragten geben an, ihr Verhalten zugunsten nachhaltiger Praktiken zu ändern. Dennoch scheitert für 62 Prozent die Umsetzung oft am Preis der Produkte. Produkte von Temu und Shein werden dabei häufig als qualitativ minderwertig und wenig nachhaltig wahrgenommen, was zu einem Interessenskonflikt beim Konsumer führt. ibi.de bietet einen tiefen Einblick in diese Widersprüche im Konsumverhalten.