Im kleinen Ortsteil Antfeld im Sauerland, der rund 800 Einwohner zählt und an der stark frequentierten Bundesstraße 7 liegt, sorgt eine neue Tempo-30-Regelung für großen Ärger. Diese Regel wurde vor sechs Wochen eingeführt, um die Lärmbelästigung in der Gemeinde zu reduzieren. Doch anstatt der erhofften Lärmminderung berichtete Ortsvorsteher Martin Aleff von zunehmendem Lärm durch hupende Pendler, aufheulende Motoren und laute Musik. Die Tempo-30-Schilder, die am 20. Januar aufgestellt wurden, wurden schnell beschmiert und mussten ersetzt werden. Der tägliche Fahrzeugverkehr in Antfeld wird auf 10.000 bis 20.000 Fahrzeuge geschätzt, was die Situation weiter verschärft. Aleff verweist auf die seit fast 20 Jahren bestehenden Bemühungen um eine Umgehungsstraße, deren Realisierung jedoch ungewiss bleibt. Die Einführung der Tempo-30-Zone erfolgte in Abstimmung mit der Stadt Olsberg, dem Hochsauerlandkreis und den Polizeibehörden, wobei eine Rückkehr zu Tempo 50 ausgeschlossen wurde.

Der Trend zu Geschwindigkeitsbegrenzungen in deutschen Städten und Gemeinden gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut Deutschlandfunk fordern Umweltschützer eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 in urbanen Gebieten, um Verkehrssicherheit, Lärmminderung und eine Reduzierung von Schadstoffen zu erreichen. Obwohl die Regelgeschwindigkeit innerorts seit 1957 bei 50 km/h liegt, setzen sich über 500 Städte, Gemeinden und Landkreise in der Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ für mehr Mitspracherechte in Bezug auf Geschwindigkeitsbegrenzungen ein. Der Deutsche Städtetag unterstützt die Idee, dass Kommunen selbst entscheiden können, wo Tempo 30 angeordnet wird. Aktuell unterliegt die Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen dem Bund, was rechtliche Hürden aufwirft und Änderungen an der Straßenverkehrsordnung sowie am Straßenverkehrsgesetz nötig macht.

Der konkrete Fall in Antfeld

In Antfeld wird die Situation durch die hohe Verkehrsdichte noch komplizierter. Die Beschwerden von Anwohnern über den Lärm zeigen die Herausforderung, die mit der Durchsetzung von Tempo-30-Zonen verbunden ist. Die laut hupenden Fahrzeuge, kombiniert mit dem Verkehrsaufkommen, haben das ursprüngliche Ziel der Lärmminderung ins Gegenteil verkehrt. Laut derbussgeldkatalog.org sind Tempo-30-Zonen in der Regel in Wohngebieten, in der Nähe von Schulen oder Kindergärten eingerichtet, um die Sicherheit für besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer wie Kinder und ältere Menschen zu erhöhen, sowie um Lärm und Schadstoffemissionen zu reduzieren.

Der Erfolg solcher Zonen ist jedoch umstritten, insbesondere wenn sie nicht mit den verkehrsberuhigenden Maßnahmen einhergehen, die für eine spürbare Verbesserung sorgen könnten. Auch der höhere Lärmpegel in Antfeld könnte die Kritiker der Tempo-30-Regelung stärken, die befürchten, dass eine Geschwindigkeitsreduktion den Verkehr verlangsamen könnte. In einigen europäischen Stadtgebieten, wie in Frankreich und Belgien, zeigen Statistiken eine Reduzierung von Verkehrsunfällen und eine Verbesserung der Verkehrssicherheit nach der Einführung von Tempo 30. In französischen Städten gab es nach Einführung von Tempo 30 70 % weniger Verkehrstote. Auch Helsinki verzeichnet positive Entwicklungen, sodass seit 2019 keine Radfahrenden oder Fußgänger mehr bei Verkehrsunfällen starben.

Für die Anwohner in Antfeld bleibt die Hoffnung, dass die örtlichen Behörden neue Lösungen zur Lärmreduktion finden, während die Herausforderungen durch Lärm und Verkehr Bestand haben. Die Situation in Antfeld ist ein Beispiel für die Schwierigkeiten, mit denen viele Gemeinden in Deutschland konfrontiert sind, wenn sie versuchen, die Balance zwischen Verkehrssicherheit und Lärmminderung zu halten.