Der anhaltende Streit um die Partei Die Linke und die neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat zu einer intensiven Debatte über die Richtung der Linken in Deutschland geführt. Torsten Teichert, als Mitgründer der BSW und ehemaliger möglicher Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl in Hamburg, übte scharfe Kritik an Sahra Wagenknecht. In einem Schreiben stellte Teichert fest, dass Wagenknecht viele Menschen getäuscht und enttäuscht habe. Er lobte zwar ihre Analysen, kritisierte aber die Umsetzung und warf ihr vor, der gesellschaftlichen Linken eine weitere Spaltung zuzufügen.

Teichert fordert eine Abkehr von neuen Führer-Kulten sowie eine Stärkung demokratischer Parteistrukturen. Er verurteilt zudem die Hetze gegen Ausländer, Asylbewerber und Migranten und bezeichnete die Lobpreisung des deutschen Mittelstands als „historisch idiotisch“. Sein Austritt aus der BSW im Juli beschrieb er als „großes Missverständnis“, und er bezeichnete die BSW als „Sektiererpartei“, die von wenigen bestimmt wird. Der Gedanke, dass ehemalige Linke zu „modernen Konservativen“ werden müssten, lehnt er als „komplett irre“ ab.

Gemischte Stimmungen im Hamburger Landesverband

Im Hamburger Landesverband der Linken scheint die Stimmung trotz interner Herausforderungen gelassen und optimistisch zu sein. Die Partei hat seit Beginn der Legislaturperiode drei Mitglieder in der Hamburgischen Bürgerschaft verloren, darunter die einzige Abgeordnete im Deutschen Bundestag, Sahra Wagenknecht, die im Herbst 2022 zur BSW wechselte. Prominente Ex-Linksparteimitglieder wie Fabio de Masi traten als Spitzenkandidaten für die BSW an, während andere, wie Jan van Aken und Ines Schwerdtner, bereit sind, den Bundesverband der Linken zukünftig zu unterstützen.

Die Abgeordneten der Linken hatten zuvor Konflikte, die teilweise durch die Coronapandemie und den Ukraine-Konflikt verstärkt wurden, und haben ihre Abgänge nicht als hinderlich für die Arbeit der Bürgerschaftsfraktion wahrgenommen. Dennoch verließen Mehmed Yildiz, Metin Kaya und Martin Dolzer die Partei, weil sie die Linke nicht ausreichend für Frieden und Verhandlungen mit Russland einsetzte. Yildiz und Dolzer gaben ihren Austritt zeitgleich mit der Gründung des BSW bekannt. Der weitere Kurs der ehemaligen Parteikollegen bleibt unklar, da sie verschiedene Ansätze für eine mögliche Zusammenarbeit diskutieren.

Herausforderungen für Die Linke und die BSW

Die Linke selbst sieht dem BSW gelassen entgegen und konzentriert sich auf eigene Inhalte. Das aktuelle Mitgliedermagazin berichtet von 1.700 Mitgliedern im Landesverband der Linken in Hamburg. Währenddessen kämpft die BSW um Anerkennung und versucht, einen eigenen Landesverband aufzubauen. Gerüchte über interne Konflikte, beispielsweise zwischen Christian Kruse und Torsten Teichert, deuten darauf hin, dass auch hier Spannungen existieren.

Praktisch könnte die Gründung des BSW auf unbestimmte Zeit verzögert werden, da der Fokus auf den bevorstehenden Landtagswahlen im Osten liegt. Der Bund für den Aufbau der Linken muss sich ebenso darauf vorbereiten, um Herausforderungen, wie die Konkurrenz durch die AfD, weiter zu begegnen. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem die Linke seit 2016 an Stimmen verloren hat und zunehmend an ihrem früheren Einfluss, insbesondere in den neuen Bundesländern, kämpft.

Die Entwicklung der Linken und der BSW könnte auch prägende Konsequenzen für die bevorstehenden Wahlen haben. Der Druck auf beide Parteien, gemeinsam eine klare Haltung für ihre Wählerschaft einzunehmen, nimmt zu. In diesem Spannungsfeld ist die Frage nach der künftigen Positionierung der Linken und die mögliche Ausrichtung der BSW zentral für die politische Landschaft in Deutschland.

Quellen

Referenz 1
m.focus.de
Referenz 2
taz.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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