Am Samstagvormittag versammelten sich in Neu-Isenburg mehr als 9.000 Menschen, um gegen eine Wahlkampfveranstaltung der AfD zu protestieren. Diese fand in der Hugenottenhalle statt und wurde von den Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla geleitet. Laut FAZ waren sechs verschiedene Demonstrationen angemeldet, die friedlich verliefen, bis es zu vereinzelten Ausschreitungen kam. Vor der Veranstaltungshalle hatten die „Omas gegen Rechts“ einen Infostand aufgebaut und Demonstranten skandierten Slogans wie „Nazis raus“ und „Ganz Deutschland hasst die AfD“.

Die Demonstranten, eine bunte Gruppe bestehend aus Familien, Rentnern und Jugendlichen, versammelten sich zunächst an der Straßenbahnhaltestelle an der Stadtgrenze zu Frankfurt. Unter der Organisation von „Fridays for Future“ zogen sie über die für den Autoverkehr gesperrte Frankfurter Straße Richtung Hugenottenhalle. Während die Polizei um die Mittagszeit rund 9.000 Teilnehmer zählte, hatten sich anfangs nur etwa 3.000 Menschen in der Schätzung befunden, wie Hessenschau berichtete.

Friedliche Proteste mit zunehmenden Spannungen

Obwohl der Großteil der Proteste friedlich verlief, gab es vereinzelte Vorfälle. Aktivisten warfen Rauchbomben in Richtung Polizei und durchbrachen eine Absperrung, woraufhin die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzte. Ein Demonstrant und ein Polizist erlitten leichte Verletzungen, jedoch kam es zunächst zu keinen Festnahmen, berichtete die FAZ.

In den Tagen vor den Protesten kam es bereits zu Sachbeschädigungen. Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag die CDU-Geschäftsstelle in Neu-Isenburg mit roter Farbe besprüht und zwei Fenster sowie eine Tür beschädigt. Dies geschah zeitgleich mit dem Versuch von vier Personen, in die Hugenottenhalle einzubrechen, wobei sie eine Glastür beschädigten, ohne jedoch gefasst zu werden. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen zu diesen Vorfällen übernommen und prüft einen möglichen Tatzusammenhang.

Politische Stimmungsbilder und Reaktionen

Während der Proteste hielt Peter Burkhardt, ein ehemaliger Geschäftsführer von Pro Asyl, eine deutliche Rede, in der er nicht nur die AfD kritisierte, sondern auch die CDU und deren Zusammenarbeit mit der AfD anprangerte. Er forderte die Anwesenden auf, sich gegen Abschiebungen in Krisengebiete zu stellen. Burkhardts Äußerungen reflektieren den breiten politischen Unmut, der derzeit in Deutschland vorherrscht.

Der Einsatz von Polizei in und um Neu-Isenburg war umfangreich vorbereitet, da man mit einer hohen Teilnehmerzahl rechnete. Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein (SPD) hatte zuvor bereits sechs angemeldete Demonstrationen mit insgesamt rund 1.500 Teilnehmenden gemeldet. Der hohe Andrang der Anti-AfD-Proteste in Neu-Isenburg ist Teil eines größeren Trends in Deutschland, wo im Januar 2023 mehr als 250.000 Menschen gegen rechtsgerichtete Bewegungen demonstrierten, wie RND berichtet.

Als Teil dieser Protestwelle gibt es für das kommende Wochenende fast 150 weitere Demonstrationen in ganz Deutschland, die nicht nur gegen die AfD gerichtet sind, sondern auch gegen die CDU, die eine umstrittene Migrationspolitik unterstützt.