Eine beeindruckende genetische Studie hat das Forschungsfeld der Genetik in Grönland revolutioniert. Die Analyse des Genoms von 6.000 grönländischen Individuen zielt darauf ab, die Behandlung genetisch bedingter Krankheiten in dieser einzigartigen Bevölkerung zu verbessern. Diese umfassende Untersuchung wurde am 12. Februar 2025 in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Die grönländische Bevölkerung, die etwa 56.000 Menschen umfasst, ist ethnisch vielfältig. Etwa 89% sind in Grönland geboren, 11% stammen von außerhalb. Über 96,5% besitzen die dänische Staatsbürgerschaft, während 92% sich als Grönländer identifizieren, was etwa 51.300 Personen entspricht. Besonders bemerkenswert ist, dass 4% der Bevölkerung unter einer seltenen Zuckerunverträglichkeit leiden, die auf eine genetische Veränderung zurückzuführen ist, die vor rund 10.000 Jahren entstand.

Verbesserung der medizinischen Versorgung

Professor Anders Albrechtsen von der Universität Kopenhagen hebt hervor, wie wichtig diese Forschung ist. Die genetische Analyse eröffnet neue Möglichkeiten, um vernachlässigte genetische Krankheiten gezielter zu behandeln. Historisch gesehen konzentrierte sich die Genforschung primär auf europäische Bevölkerungen, was die Diagnose seltener Krankheiten in Grönland erheblich erschwerte, da in der genetischen Datenbank kaum Daten von indigenen Gruppen vorhanden sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass die grönländischen Inuit und ihre Vorfahren nach der Besiedlung des Gebiets vor etwa 1.000 Jahren in geografischer Isolation lebten. Diese Isolation führte dazu, dass bestimmte genetische Variationen entstanden, die sie anfälliger für bestimmte Krankheiten machen. Anders Koch, leitender Arzt im Queen Ingrid’s Hospital in Nuuk, merkt an, dass die bisherigen diagnostischen Modelle, die auf europäischem Erbgut basieren, in vielen Fällen nicht adäquat für die grönländische Bevölkerung sind.

Einblicke in genetische Besonderheiten

Die Analyse hat nicht nur bakterielle Anpassungen, sondern auch bedeutende Unterschiede in Bezug auf genetische Krankheiten identifiziert. So gibt es beispielsweise eine spezifische Genvariante, die das Diabetesrisiko bei 5% der Grönländer erhöht, was in europäischen Bevölkerungen weitgehend unbekannt ist. Zudem wurde festgestellt, dass die genetische Variation in Grönland aus einer kleinen Gründerpopulation entstand, die aus weniger als 300 Reisenden bestand, welche in den letzten 1.000 Jahren aus Sibirien nach Nordamerika übergesetzt sind.

Forscher wie Mikkel Heide Schierup von der Universität Aarhus bezeichnen die Studie als „erstaunlich gute Forschung“, die das Potenzial hat, die Diagnostik und Behandlung genetisch bedingter Krankheiten auf Grönland entscheidend zu verändern. Die neuen Daten könnten nicht nur für Grönländer von Bedeutung sein, sondern auch für andere indigene Gruppen, wie die in Alaska.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese bahnbrechende genetische Analyse nicht nur historische Fragen beantwortet, sondern auch die medizinische Versorgung der grönländischen Bevölkerung erheblich verbessern könnte. Ein Paradigmenwechsel in der Genetik steht bevor, und die gewonnenen Erkenntnisse könnten neue Maßstäbe in der internationalen genetischen Forschung setzen. Weitere Informationen zu dieser richtungsweisenden Studie finden Sie auf Focus und Nordisch.info.