Eine neue Studie warnt eindringlich vor den möglichen Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs im Zuge der menschengemachten Klimakrise. Diese Forschung von der Nanyang Technological University und der TU Delft stellt fest, dass der Anstieg des Meeresspiegels bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 90 cm höher ausfallen könnte, als ursprünglich vom IPCC prognostiziert. Aktuell geht der IPCC davon aus, dass der Meeresspiegel zwischen 60 cm und 1 m steigen könnte, mit einer Wahrscheinlichkeit von 66% bis zum Jahr 2100. Die Forscher halten bei hohen Treibhausgasemissionen sogar einen Anstieg zwischen 0,5 und 1,90 m für „sehr wahrscheinlich“, mit einer 90% Wahrscheinlichkeit. t-online.de berichtet über die Bedeutung dieser Ergebnisse für küstennahe Regionen weltweit.

Der Meeresspiegel steigt seit Jahrzehnten, bedingt durch hitzebedingte Ozeanausdehnung und das Abschmelzen von Eisschilden und Gletschern. Bereits bestehende Küstenschutzmaßnahmen, wie jene auf der Insel Sylt, werden zunehmend notwendig, um die Auswirkungen dieses Anstiegs zu bewältigen. Küstenregionen in Kalifornien, Florida, Spanien, Frankreich, der Türkei, Brasilien und Australien sind ebenso betroffen wie große Teile der deutschen Ostseeküste, darunter Warnemünde und Fischland Darß. Alarmierend ist auch eine Studie, die prognostiziert, dass bis Ende des Jahrhunderts die Hälfte der weltweiten Sandstrände verschwinden könnte, was zu gravierenden Konsequenzen wie der Verschwinden ganzer Inseln und der Zerstörung wertvoller Ökosysteme führen könnte.

Dringlichkeit der Maßnahmen

Dr. Benjamin Grandey, einer der beteiligten Wissenschaftler, hebt die Dringlichkeit für Entscheidungsträger hervor, kritische Infrastrukturen entsprechend zu planen. Höhere Meeresspiegel führen nicht nur zu Küstenerosion, sondern erhöhen auch die Gefährdung von Küstenregionen, insbesondere Ästuaren und tief liegenden Gebieten, durch Sturmfluten und Überschwemmungen. Das Umweltbundesamt verdeutlicht, dass die Wasserstände an der Nord- und Ostsee signifikant steigen und die Notwendigkeit kontinuierlicher Datenerfassung für Küstenschutzmaßnahmen unterstreicht. Historische Wasserstandsmessungen reichen an deutschen Küsten bis zu 180 Jahre zurück und zeigen an allen untersuchten Pegeln einen statistisch signifikanten Anstieg.

Klimawandel verursacht zudem das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden, was weiter zu einem Anstieg des Meeresspiegels beiträgt. Insbesondere Eisschmelzprozesse in der Antarktis sind gegenwärtig nicht ausreichend modellierbar und könnten zusätzlichen Anstieg von über einem Meter verursachen. Die mittleren Wasserstände in Cuxhaven, Borkum und anderen Pegeln illustrieren den besorgniserregenden Trend.

Globale Auswirkungen und wissenschaftliche Erkenntnisse

Ein wichtiger Kontext zu diesen Entwicklungen liefert der Sonderbericht des IPCC über die Ozeane und die Kryosphäre. Laut dem Bericht sind die Ozeane als Wärmespeicher und Energietransportmedium von zentraler Bedeutung für das Klimasystem und der Klimawandel zeigt bereits tiefgreifende Auswirkungen darauf. Insbesondere die Erwärmung der Arktis erfolgt doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, was das Schrumpfen des Meereises und das Auftauen von Permafrostböden beschleunigt. Diese Veränderungen haben nicht nur Auswirkungen auf die globalen Temperaturen, sondern bedrohen auch Ökosysteme, die auf das Gleichgewicht der Meere angewiesen sind.

Die Notwendigkeit einer fundamentalen Änderung im Umgang mit den Treibhausgasemissionen ist daher dringend geboten. Ohne drastische Reduktion dieser Emissionen wird sich der Zustand der Ozeane und der Kryosphäre unumkehrbar verändern. Die Bevölkerung in tief liegenden Regionen wird zunehmend an ihre Anpassungsgrenzen stoßen. Das Umweltbundesamt betont, dass umfassende Schutzmaßnahmen für Ozeane und Kryosphäre notwendig sind, um die verheerenden Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.