Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben in einer aktuellen Studie alarmierende Lücken bei der Umsetzung von Wasserstoffprojekten identifiziert. Diese Lücken könnten die Ambitionen zur Erreichung der Klimaziele erheblich gefährden. Unter den mehr als 60 Ländern, die Strategien zur Förderung von Wasserstoff im Industriesektor entwickelt haben, wurde festgestellt, dass bis 2023 weniger als 10% der ursprünglich angekündigten grünen Wasserstoffproduktionen realisiert wurden. Dies bedeutet, dass nur 7% der für 2023 angekündigten Produktionskapazität rechtzeitig fertiggestellt werden konnten.
Die Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „Nature Energy“, führt die geringe Realisierung auf die hohen Kosten des Wassers und die wenig ausgeprägte Zahlungsbereitschaft der Industrien zurück. Adrian Odenweller und Falko Ueckerdt vom PIK haben hierzu 1.232 global angekündigte Wasserstoffprojekte analysiert und fanden signifikante Diskrepanzen zwischen den angekündigten und tatsächlich umgesetzten Projekten. Neben dieser Umsetzungslücke identifizieren die Forscher auch eine Ambitionslücke, die sich aus der Diskrepanz zwischen benötigter und geplanter Wasserstoffmenge bis 2030 ergibt.
Herausforderungen für den Wasserstoffmarkt
Derzeit sind 97% der weltweiten Wasserstoffprojekte, die bis 2030 realisiert werden sollten, noch in der Konzept- oder Machbarkeitsstudienphase. Hohe Misserfolgsquoten in der Vergangenheit deuten auf die begrenzte Zuverlässigkeit der Projektankündigungen hin. Trotz der enormen politischen Unterstützung scheint dies nicht auszureichen, um die notwendigen Investitionen in den Wasserstoffmarkt voranzutreiben. Eine entscheidende Barriere ist die Abhängigkeit des Marktes von Subventionen, was die Verbreitung von Wasserstofftechnologien zusätzlich verlangsamt.
Der Mangel an Wettbewerbsfähigkeit und die hohen Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff stellen enorme Hürden dar. Ohne eine ehrgeizige CO2-Bepreisung ist es denkbar, dass die Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff bis 2050 nicht gegeben sein wird. Die Forscher empfehlen daher, nach anfänglichen Subventionen nachfrageseitige Maßnahmen wie verbindliche Quoten einzuführen, um Anreize zu schaffen. Ein Beispiel hierfür ist die geplante EU-Quote, die ab 2030 besagt, dass 1,2% aller Flugzeugtreibstoffe synthetische Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis sein sollen, bis diese Quote bis 2050 auf 35% steigt.
Strategien und Empfehlungen
Ein kluger Mix aus Subventionen, Quoten und Marktmechanismen ist notwendig, um die bestehenden Umsetzungslücken zu schließen. Wasserstoff sollte dabei nicht überbewertet werden, da sein geplanter Anteil am globalen Energieverbrauch lediglich zwischen 5 und 15 Prozent liegt. Insbesondere in schwer elektrifizierbaren Sektoren, wie der Stahlproduktion, der Luftfahrt und der chemischen Industrie, zeigt der Einsatz von Wasserstoff Potenzial als Schlüsselbaustein der Energiewende.
Zusammengefasst erfordert die Schließung der identifizierten Lücken eine robuste politische Strategie, die sowohl direkte Subventionen als auch regulatorische Maßnahmen berücksichtigt. Ohne diese Maßnahmen dürfte es schwierig sein, alle angekündigten Projekte bis 2030 zu realisieren, was die globalen Klimaziele ernsthaft gefährden könnte. Zukünftige Strategien sollten auf realistischen Erwartungen basieren und gleichzeitig den Übergang zu technologieneutralen Marktmechanismen vorantreiben, um eine nachhaltige Entwicklung des Wasserstoffmarktes zu gewährleisten.
Für weitere Informationen zu den Herausforderungen und Tendenzen im Bereich grüner Wasserstoff, verweisen wir auf die Detailanalysen von MDR, Erneuerbare Energien und die Studienergebnisse des PIK.