Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Bielefeld und der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW zeigt erhebliche Wissens- und Kompetenzlücken bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen im Umgang mit Antisemitismus auf. Die Forscher betonen die Notwendigkeit einer verpflichtenden Ausbildung zur Bekämpfung dieser Mängel. Laut der Studie verbinden viele Polizistinnen und Polizisten Antisemitismus hauptsächlich mit der Zeit des Nationalsozialismus und auch mit islamistischer Judenfeindlichkeit, wodurch moderne Formen des Antisemitismus oft übersehen werden.
Der Co-Autor der Studie, Marc Grimm, hebt hervor, dass die meisten Polizeibeamten seit ihrer Schulzeit keine obligatorische Ausbildung zu diesem Thema erhalten haben. Die Studienteilnehmer zeigten jedoch große Bereitschaft, ihre mangelnden Kenntnisse zu verbessern. Innenminister Herbert Reul äußerte sich zu den Ergebnissen und betonte die Bedeutung, das Thema intern zu behandeln und mögliche Verbesserungen umzusetzen.
Laut der Studie sind Wissenslücken und Kompetenzmängel der Polizei im Umgang mit Antisemitismus ein erhebliches Problem für den Rechtsstaat und die Gesellschaft. Es wird betont, dass Polizisten ein Grundverständnis über Antisemitismus benötigen, um angemessen reagieren zu können. Volker Beck vom Tikvah-Institut unterstreicht die Notwendigkeit einer gezielten Ausbildung und fordert, dass Themen wie Antisemitismus, jüdisches Leben und die Geschichte Israels fester Bestandteil des Lehrplans werden.
Die Studie konzentrierte sich nicht auf antisemitische Einstellungen innerhalb des Polizeiapparats, jedoch wurden in einigen Interviews Äußerungen festgestellt, die auf vorhandene Vorurteile schließen lassen. Die qualitative Studie wurde mit Zustimmung des NRW-Innenministeriums durchgeführt und umfasste Interviews mit 39 Freiwilligen aus verschiedenen Funktionsbereichen der Polizei. Die Ergebnisse der Studie sollen als Grundlage dienen, um die festgestellten Probleme anzugehen und die Kompetenzen im Umgang mit Antisemitismus innerhalb der Polizei zu stärken.