Die Stadt Weingarten plant, in einem neuen Vorhaben, etwa 60 Tauben aus dem Stadtgebiet, insbesondere den Bereichen Löwenplatz und Stadtgarten, zu sammeln und regelmäßig zu füttern. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, die Vögel davon abzuhalten, sich verstärkt im Stadtzentrum aufzuhalten. Ein Taubenschlag soll im Dachgeschoss einer Garage in der Oberen Sterngasse 11 eingerichtet werden. Das Vorhaben hat jedoch bereits zu Besorgnis unter den Anwohnern geführt.

Die Nachbarn Peter und Roswitha Knörle äußern erhebliche Bedenken hinsichtlich des drohenden Lärms und der möglichen Verschmutzung durch den geplanten Taubenschlag. Dieser wird nur etwa 20 Meter von ihrer Wohnung entfernt eingerichtet. Peter Knörle sorgt sich insbesondere um die Lebensqualität sowie um die Gesundheits- und Sicherheitsgefahr für den nahegelegenen Kinderspielplatz, der potenziell durch Taubenkot gefährdet sein könnte. Er hat bereits 50 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und bei der Stadtverwaltung Widerspruch eingelegt.

Bedenken der Anwohner

Die Knörles vermuten zudem, dass die Stadtverwaltung nicht primär am Wohl der Tauben interessiert ist, sondern vielmehr daran, den Dreck der Tiere aus der Innenstadt zu halten. Carolin Schattmann von der Stadtverwaltung betont, dass die Sorgen der Anwohner ernst genommen werden und dass eine endgültige Entscheidung über das Projekt noch aussteht. Eine Informationsveranstaltung für die Bürger ist für heute, den 16. Januar, geplant.

Die Diskussion über das Taubenmanagement ist nicht nur ein lokales Problem, sondern spiegelt ein größeres städtisches Phänomen wider. Städte in Deutschland klagen über hohe Taubenpopulationen, insbesondere an Orten wie Bahnhöfen. Die Schätzungen über die Taubenpopulation in Deutschland schwanken zwischen 190.000 und 310.000 Brutpaaren. Diese Vögel, die als erste domestizierte Tiere gelten, ernähren sich häufig von Abfällen in urbanen Umgebungen. Sie wurden gezüchtet, um sich häufig zu vermehren, was unter anderem zu einer hohen Population führt.

Nachhaltige Lösungen gesucht

Tierschützer betonen, dass die Tauben unter schwierigen Bedingungen leben und eine kontrollierte Population notwendig ist, um ihre Lebensumstände zu verbessern. Ein nachhaltiges Taubenmanagement, das auch Taubenschläge und den Austausch von Eiern durch Attrappen umfasst, könnte hierbei helfen. Städtische Behörden in Regionen wie Aachen investieren jährlich 56.000 Euro in derartige Maßnahmen, um die Taubenpopulation stabil zu halten und tierschutzkonform zu handeln.

Einige Städte setzen jedoch auch auf drastischere Maßnahmen wie Fütterverbote oder das Einsetzen von Abwehrnetzen. Kritiker dieser Ansätze warnen davor, dass sie nicht nachhaltig sind und lediglich Probleme verlagern. Stattdessen sei es notwendig, ein professionelles Taubenmonitoring und -management einzuführen, unterstützt von Tierschutzvereinen und Ehrenamtlichen.

Die Sorgen der Anwohner in Weingarten sind Teil eines größeren Diskurses über den Umgang mit Stadttauben und deren Integration in urbane Lebensräume. Dieses komplexe Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier erfordert kreative und einfühlsame Lösungen, die sowohl den Bedürfnissen der Anwohner als auch dem Wohl der Tiere gerecht werden.