Aktuell steht die Landwirtschaft in Deutschland vor großen Herausforderungen, insbesondere durch den Kostendruck und volatile Preise in der Agrarbranche. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Landwirte über alternative Einkommensmöglichkeiten nachdenken. Laut MDR wird die Nutzung von Agrarflächen für Photovoltaikanlagen für viele Landwirte attraktiver. Gunnar Jungmichel, Kreisbauernchef im Saale-Orla-Kreis, äußert: „Geldverdienen mit Landwirtschaft wird schwieriger.“
Landwirte sehen sich gezwungen, alternative Betriebszweige zu erwägen, um zusätzliches Einkommen zu generieren. Jungmichel ist jedoch skeptisch gegenüber der Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen in Solarparks. Er betont, dass die Hauptaufgabe der Landwirte in der Nahrungsmittelproduktion liegt. Während Photovoltaikanlagen früher bevorzugt auf Dächern von Wirtschaftsgebäuden errichtet wurden, reconsiderieren Landwirte nun, auch Freiflächen für Solaranlagen zu nutzen.
Konkurrenz um Nutzflächen
Die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen wächst. Tagesschau berichtet von einer intensiven Nachfrage nach Agrarflächen von Photovoltaik-Investoren, die bereit sind, hohe Pachtpreise zu zahlen. Betreiber bieten zwischen 3.000 und 4.000 Euro pro Hektar, was für viele Landwirte ein verlockendes Angebot darstellt. Diese steigenden Pachtpreise haben zur Folge, dass Landwirte, wie Matthias Balsiger aus Hunsrück, Ackerflächen verlieren müssen.
In manchen Gemeinden, wie der Gemeinde Kommen, wird bereits damit begonnen, landwirtschaftlich genutzte Flächen an Solarpark-Betreiber zu verpachten. Ortsbürgermeister Thomas Weber spricht von der Notwendigkeit, zusätzliche Einnahmen für die Gemeinde zu generieren. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund unterstützt diesen Trend, während der Deutsche Bauernverband fordert, dass PV-Anlagen vorrangig auf Dächern und versiegelten Flächen installiert werden sollten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt davor, fruchtbare Böden für Solarprojekte zu nutzen, erkennt jedoch die Notwendigkeit von PV-Freiflächenanlagen an.
Agri-Photovoltaik als Lösungsansatz
Angesichts dieser Herausforderungen gewinnt das Konzept der Agri-Photovoltaik an Bedeutung. BfN beschreibt Agri-Photovoltaik als Kombination von landwirtschaftlicher und solarenergetischer Nutzung auf derselben Fläche. Dies könnte helfen, den Zielkonflikt zwischen Biodiversität und Klimaschutz zu entschärfen. Experten sehen in der Agri-Photovoltaik Potenzial, da die PV-Module Pflanzen vor extremen Wetterbedingungen schützen können. Dennoch äußern Kritiker Bedenken bezüglich der hohen Investitionskosten und des Mehraufwands.
Die Flächeneffizienz könnte durch die dezentrale Nutzung verbessert werden, jedoch wächst der Flächenbedarf für Anlagentechnik: Er erhöht sich von 1,25 Hektar pro Megawatt auf bis zu 2-3 Hektar. Noch bleibt die Frage der Akzeptanz unter den Landwirten offen, die sich in einem Dilemma zwischen Einkommen und Nahrungsmittelproduktion befinden.
Insgesamt gibt es unter Landwirten und Verbänden keine einheitliche Meinung zu diesem Thema, was die Erstellung eines Positionspapiers erschwert. Die Diskussion um die Nutzung von Agrarflächen für Solarparks wird die Landwirtschaft in den kommenden Jahren weiterhin beschäftigen.