Die Nachfrage nach Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy wächst rasant, obwohl sie ursprünglich zur Behandlung von Diabetes-Patienten entwickelt wurden. Diese Medikamente, die als GLP-1-Rezeptoragonisten klassifiziert sind, haben sich als wirksam bei der Gewichtsreduktion erwiesen, was jedoch auch mit einer Vielzahl von Gesundheitsrisiken einhergeht. Dies wirft ernste Fragen zur Verantwortung und Sicherheit im Umgang mit diesen Medikamenten auf, insbesondere im Kontext des Online-Handels.

Ernährungsmediziner wie Prof. Hans Hauner äußern Bedenken bezüglich der möglichen Nebenwirkungen, die erst in fünf bis zehn Jahren umfassend beurteilt werden können. Diese Unsicherheiten und die Risiken wurden nochmals verstärkt durch einen laufenden Prozess am Münchner Landgericht, in dem die Apothekerkammer Nordrhein gegen eine Online-Apotheke klagt, die diese Medikamente ohne echte ärztliche Überprüfung vertreibt. Richterin Monika Rhein bezeichnete die Situation als „gefährlich“, da das Gewicht der Patienten oft nicht überprüft werde, was zu Selbsttherapien führen könne. Werbung für rezeptpflichtige Medikamente ist in Deutschland gesetzlich verboten, und der Ausgang dieses Rechtsstreits, dessen Urteil am 3. März erwartet wird, könnte weitreichende Folgen haben.

Auch interessant

Risiken und Nutzen der Abnehmspritzen

GLP-1-Rezeptoragonisten, zu denen auch Semaglutid (Ozempic, Wegovy) und Tirzepatid (Mounjaro, Zepbound) gehören, bieten signifikante Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion vor allem für adipöse Menschen, also für Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m² oder ≥ 27 kg/m² bei gewichtsbedingten Begleiterkrankungen. Laut einer Studie der Washington University School of Medicine und des Veterans Affairs St. Louis Health Care System helfen diese Medikamente vielen Menschen, Gewicht zu verlieren. Positive Effekte umfassen die Verbesserung der kognitiven Gesundheit und ein gesünderes Verhalten, während negative Effekte das Risiko für Pankreatitis und Nierenerkrankungen erhöhen können.

Semaglutid hat sich als besonders effektiv erwiesen. Es wurde gezeigt, dass Patienten, die es in Kombination mit einer kalorienreduzierten Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität einnehmen, innerhalb eines Jahres Gewichtsreduktionen von bis zu 15 % erreichen können. Dies stellt einen bemerkenswerten Fortschritt in der Therapie von Adipositas dar, insbesondere da die Gewichtsabnahme anfangs als Nebeneffekt in der Diabetesbehandlung wahrgenommen wurde. Die FDA erweiterte die Zulassung von Semaglutid (Wegovy) für die Adipositastherapie im Juni 2021, nach dem auch Ergebnisse der STEP-1-Studie belegen konnten, dass es auch bei Menschen ohne Diabetes wirksam ist.

Ausblick und Herausforderungen

Die hohe Nachfrage nach Semaglutid hat bereits zu Lieferengpässen geführt, während das Diabetesmedikament Ozempic weiterhin verfügbar bleibt. Ein möglicher Ansatz zur Verbesserung der Therapietreue sind duale Agonisten, die mehrere Hormone ansprechen und in Tierstudien Gewichtsreduktionen von bis zu 30 % zeigten. Ein aktueller dualer Agonist, Tirzepatid, hat in Phase-3-Studien Gewichtsreduktionen von ≥ 20 % bei adipösen Teilnehmern erreicht.

Die Entwicklung von polyagonistischen Behandlungen könnte in Zukunft noch größere Erfolge versprechen, jedoch müssen die Entwickler sicherstellen, dass die Wirksamkeit maximiert und Nebenwirkungen minimiert werden. Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen sind häufig, können jedoch durch eine langsame Dosiserhöhung vermindert werden. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse wird Semaglutid derzeit als Selbstzahlerpräparat gehandelt, mit Kosten von etwa 300 Euro für eine 4-Wochen-Ration, und die Krankenkassen übernehmen wahrscheinlich keine Kosten für die Behandlung von Adipositas mit diesen Medikamenten.

Auch interessant

In Anbetracht der Vielzahl an Herausforderungen und der Debatten um die rechtlichen Rahmenbedingungen bleibt abzuwarten, wie sich die Situation um die Abnehmspritzen entwickeln wird. Entsprechend tritt das Thema nicht nur in medizinischen, sondern auch in gesellschaftlichen und rechtlichen Diskursen verstärkt in den Vordergrund.

Die Entwicklung ist auf jeden Fall angespannt, sowohl für Ärzte als auch für Patienten, die bei der Anwendung dieser Medikamente auf Sicherheit und Verantwortung setzen wollen. Weitere umfassende Studien sind notwendig, um die langfristigen Effekte und die Sicherheit dieser Mittel zu beurteilen und um festzustellen, wie sie verantwortungsvoll eingesetzt werden können.

Für weiterführende Informationen zu den Abnehmspritzen lesen Sie hier tz.de, mdr.de und aerzteblatt.de.