Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Deutschland hat einen alarmierenden Höchststand erreicht. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden im Jahr 2022 496 versuchte und vollendete Angriffe registriert, was einen Anstieg von rund 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Täter erbeuteten dabei fast 30 Millionen Euro, während die Schäden an den Automaten und an den Gebäuden auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag geschätzt werden. Dies macht die gesamte Schadenssumme sogar höher als die erbeuteten Beträge, was auf die gravierenden Folgen solcher Überfälle hinweist.

Ein Beispiel für die schwerwiegenden Schäden ist der Überfall in Leinefelde im Oktober, bei dem 100.000 Euro geraubt wurden, während die Schäden an Gebäude und Technik etwa 200.000 Euro betrugen. Die Raubüberfälle hinterlassen oft erheblich größere Zerstörungen, als die tatsächlich geraubten Wertbeträge. So führte im Fall einer Sprengung in Elxleben ein beschädigtes Dach zu Folgeschäden durch Regenwasser, was die Dringlichkeit verstärkt, Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, um zukünftige Überfälle zu verhindern.

Risikofaktoren und Sicherheitsmaßnahmen

Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kommen auf jeden geraubten Euro oftmals zwei bis drei Euro an Gebäudeschäden. Diese besorgniserregenden Statistiken treiben Banken dazu, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Maßnahmen umfassen unter anderem die Einführung neuer Container für Geldautomaten, die mit Verneblungsanlagen ausgestattet sind. Die Kosten für einen solchen Container belaufen sich auf über 100.000 Euro.

Die Sicherheitsmaßnahmen beim Betrieb von Geldautomaten in Deutschland variieren jedoch erheblich. Im Gegensatz zu den Niederlanden und Frankreich, wo es verbindliche gesetzliche Vorgaben gibt, fehlt in Deutschland ein einheitlicher Standard für die Sicherheit von Geldautomaten. Dies fördert die Verlagerung von Täteraktivitäten nach Deutschland, da hier weniger strenge Sicherheitsmaßnahmen zu verzeichnen sind. Bei einem Runden Tisch im Herbst 2022, veranstaltet vom Bundesinnenministerium, wurden Empfehlungen zur Absicherung von Geldautomaten und Bankfoyers erarbeitet, die organisatorische und mechanische Maßnahmen umfassen.

Trend zum Container

Ein deutlicher Trend zur Nutzung von Containern für Geldautomaten zeigt sich, was der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen bestätigt. Diese Container bieten eine höhere Sicherheit, erfordern jedoch geeignete Flächen, Elektroleitungen, Alarmtechnik und behördliche Genehmigungen. Nicht alle Sparkassen dürfen beispielsweise das Signalrot für ihre Container verwenden; manchmal müssen sie auf graue Alternativen zurückgreifen. Diese Anpassungen sind notwendig, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Vermieter stehen dem Trend zur Aufstellung von Containern oft skeptisch gegenüber, was sich negativ auf die Bereitschaft auswirken kann, Mietverträge zu verlängern. In der Regel haben Mietverträge im Gewerbe Laufzeiten von fünf oder zehn Jahren, und Vermieter erhöhen häufig die Mietpreise oder lehnen eine Verlängerung ab, was zusätzliche Herausforderungen für Banken und Sparkassen darstellt.

Steigende Gewaltbereitschaft der Täter

In den letzten Jahren hat sich die Gewaltbereitschaft unter den Tätern erhöht, was zu ermutigenden Maßnahmen der Sicherheitsbehörden geführt hat. Ein wichtiges Ziel, das von Experten gefordert wird, ist die Vermeidung von Geldautomatensprengungen. Im Rahmen freiwilliger Schutzmaßnahmen werden Nachtverschlüsse an Geldautomaten sowie Systeme zur Einfärbung oder Verklebung von Geldscheinen eingeführt.

Die aktuelle Entwicklung zeigt die Notwendigkeit für ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung dieser Art von Kriminalität. Eine Kombination aus technischen Lösungen wie Videoüberwachung und mechanischen Schutzvorrichtungen ist entscheidend, um die Sicherheit von Geldautomaten zu erhöhen und Banküberfälle zu verhindern. Das BKA weist darauf hin, dass die Bedrohungslage für Banken sich verändert hat und Angriffe zunehmend von klassischen Banküberfällen zu gezielten Attacken auf Geldautomaten und Foyerflächen umgeschlagen sind.