Der Start des ersten kommerziellen Flugs der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 wurde abgesagt. Arianespace gab die Information etwa 30 Minuten vor dem geplanten Startzeitpunkt bekannt, ohne Gründe für die Absage anzugeben. Ein neues Startdatum soll demnächst bekannt gegeben werden. Die Ariane 6 war bereit am Startplatz im europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana. Der Flug war für Montag geplant und sollte einen Satelliten für die französische Luftwaffe ins All bringen.

Der Erstflug der Ariane 6 im vergangenen Sommer war weitgehend erfolgreich, jedoch traten Probleme mit der Zündung eines Triebwerks während der Testphase auf. Diese Schwierigkeiten wurden von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA auf eine überschrittene Temperaturgrenze zurückgeführt. Zudem hatte die europäische Vega C-Rakete einen misslungenen kommerziellen Start, was zu einer Krise im europäischen Trägerraketen-Sektor führte. Wichtig ist, dass die Ariane 6 vier Jahre später als ursprünglich geplant, also erst im Jahr 2024 und nicht wie geplant 2020, gestartet ist, und die Vorgängerin Ariane 5 bereits seit etwa einem Jahr nicht mehr im Dienst ist. In der Zwischenzeit war die ESA teilweise gezwungen, auf Falcon-9-Raketen von SpaceX auszuweichen.

Technische Details der Ariane 6

Die neue Rakete soll sowohl Satelliten für kommerzielle als auch öffentliche Auftraggeber transportieren und ist kostengünstiger als die Vorgängerin Ariane 5. Mit einer Kapazität von bis zu 11,5 Tonnen in höhere und bis zu 21,6 Tonnen in niedrigere Umlaufbahnen stellt sie eine leistungsstarke Option dar. Bei ihrem Erstflug war sie mit zwei Boostern ausgestattet, kann aber auch mit vier Boostern betrieben werden. Ein besonderes Merkmal der Ariane 6 ist die Fähigkeit der Oberstufe, mehrfach gezündet zu werden, um Satelliten in unterschiedlichen Positionen abzusetzen.

Der Bau der Ariane 6 hat über ein Dutzend Länder involviert, wobei Deutschland als zweitgrößter Geldgeber etwa 20% der Kosten in Höhe von rund 4 Milliarden Euro übernommen hat. Die Oberstufe der Rakete wurde in Bremen montiert, während Teile des Triebwerks aus Augsburg und Ottobrunn stammen. Das Vinci-Triebwerk wurde in Lampoldshausen getestet, was die umfassenden Testansprüche an die neue Technologie verdeutlicht. Die ESA, die für die Startarchitektur und Finanzierung verantwortlich ist, hat über 23 Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, und koordiniert die europäische Raumfahrt.

Der Transport und die Tests

Der Zentralkörper der Ariane 6, der aus zwei kryogenen Stufen besteht, wurde kürzlich erfolgreich zum Startplatz transportiert. Diese wichtige Phase des Projekts erfolgte durch vier fahrerlose Transportfahrzeuge, die die 800 Meter lange Strecke in etwa 20 Minuten zurücklegten. Während des Transportes wurde der Zentralkörper in die Senkrechte gebracht, um die Kommunikation zwischen der Ariane 6 und der Startrampe zu ermöglichen. Der Startplatz in Kourou dient nicht nur für den bevorstehenden Start, sondern auch als Prüfstand für verschiedene Tests der Rakete.

Parallel zu diesen Entwicklungen werden Testzündungen einer kompletten Ariane-6-Oberstufe im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen vorbereitet. Dies ist Teil eines umfassenden Testprogramms, das sicherstellen soll, dass alle Systeme vor einem erfolgreichen Start einwandfrei funktionieren. Der Hauptauftragnehmer, ArianeGroup, arbeitet eng mit verschiedenen Industriepartnern zusammen, während Arianespace als Tochterunternehmen für die Vermarktung des Trägersystems zuständig ist.

Die Absetzung von Satelliten für die ESA und die gesamte europäische Raumfahrtgemeinschaft bleibt ein zentrales Ziel. Die europäische Weltraumorganisation, die ein Budget von geschätzt 7,68 Milliarden Euro für 2025 hat, möchte mit erfolgreichen Starts sicherstellen, dass Investitionen in die Raumfahrt allen Europäern dauerhaften Nutzen bringen. Technische Rückschläge wie die aktuellen Schwierigkeiten mit der Ariane 6 müssen daher schnell überwunden werden, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Bereich der Raumfahrt zu sichern.

In diesem Zusammenhang zeigt sich die Bedeutung der ESA als koordiniertes und strategisches Gremium für die europäische Raumfahrt, während die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten in Zukunft weiterhin wichtig bleibt, um die Herausforderungen in der Zukunft zu meistern.

Die aktuellen Ereignisse rund um die Ariane 6 sind ein klarer Hinweis darauf, dass die europäische Raumfahrt vor Herausforderungen steht, aber auch große Chancen bietet, die es zu nutzen gilt.