In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 2025 ereignete sich ein Sprengsatzanschlag auf die Kölner Burschenschaft Germania. Der Vorfall, der gegen 23.00 Uhr stattfand, begann mit dem Wurf einer Rauchbombe auf den Balkon des Burschenschaftshauses. Kurz darauf detonierte ein Sprengsatz, der aus vier Gaskartuschen, einer Glasflasche, Draht und Wunderkerzen bestand. Die Explosion ereignete sich, als mehrere Anwesende den Bürgersteig betreten wollten, jedoch glücklicherweise explodierten nicht alle Flaschen, was den Schaden verringerte. Der Anschlag verursachte zwar leichte Sachschäden, darunter die Beschädigung eines Rollladens, doch es gab keine Verletzten. Die Staatsanwaltschaft Köln hat die Ermittlungen aufgenommen, die sich gegen Unbekannt richten, und der Staatsschutz ist in den Fall involviert. Dies berichtet Freilich Magazin.
Der Anschlag auf die Burschenschaft Germania wirft Fragen zur politischen Ausrichtung und zu den Verbindungen dieser Organisation auf. Burschenschaften in Deutschland, einschließlich der Kölner Germania, sind oft in der Kritik, insbesondere im Hinblick auf ihre rechtsextremen Tendenzen. Es existieren über 1000 Studentenverbindungen in Deutschland, von denen ein erheblicher Anteil als reaktionär und autoritär charakterisiert wird. Das politische Spektrum reicht von rechtskonservativ bis rechtsextrem. Während einige Verbindungen, wie die katholische Studentenverbindung KDStV Staufia in Bonn, explizit Mitglieder der AfD ausschließen, sind andere, wie die Kölner Burschenschaft Germania, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Deutschen Burschenschaft (DB) in der Diskussion. Diese hat sich in der Vergangenheit zunehmend nach rechts orientiert, was zu besorgniserregenden Anmerken geführt hat, wie die Publikationen, die rechtsextreme Inhalte enthalten, darunter der umstrittene Begriff „Remigration“.
Kontext und Hintergrund
Die Burschenschaft Germania ist Teil eines Netzwerks national-konservativer Studentenverbindungen, die seit ihrer Gründung im Jahr 1815 bei Jena bestehen. Ihre Grundsätze umfassen „Ehre, Freiheit, Vaterland“, und die Aufnahmebedingungen sind auf Männer und deutsche Staatsangehörigkeit beschränkt. In Deutschland gibt es mehr als 1300 aktive Burschenschafter, die teilweise in verletzungsgefährlichen Duellen gegeneinander antreten. Dies führt nicht nur zu erheblichen körperlichen Risiken, sondern lässt auch den Gedanken an eine Gemeinschaft aufkommen, die sich stark über Tradition definiert. Das Bild der Burschenschaften wird durch ein weiteres Ereignis geschärft: Im Jahr 2011 sorgte ein Streit um den „Ariernachweis“ für großes Aufsehen, als es um die Zulassung von Mitgliedern mit nicht-deutscher Abstammung ging. Trotz der jüngsten Ereignisse, kam von Seiten des NRW-Innenministeriums die Rückmeldung, dass bisher keine konkreten Hinweise auf rechtsextremes Verhalten von Burschenschaften in Köln und NRW vorliegen.
Die Burschenschaft Germania, die letztlich im Disput mit moderateren Burschenschaften stand, sieht sich durch solche Vorfälle und Erkenntnisse unter Druck. Es zeigt sich, dass die politische Landschaft innerhalb der Studentenverbindungen komplex ist und die Burschenschaft Germania in einem Zwiespalt steckt – zwischen dem Anspruch an Tradition und dem drohenden Image eines rückwärtsgewandten, exclusiven Klubs. Die Begegnnung mit extremistischen Tendenzen wird durch die Anziehungskraft der Verbindungen auf Studierende verstärkt, da sie nicht nur ein soziales Netzwerk darstellen, sondern auch oftmals günstigere Wohnmöglichkeiten in historischen Villen bieten. Diese Dynamik könnte hinter den Beweggründen für den Anschlag stehen.
Zusammenfassend ergibt sich ein differenziertes Bild der Kölner Burschenschaft Germania und der sie umgebenden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Tat selbst sowie die aufgezeigten Zusammenhänge drücken nicht nur die vermehrten Spannungen innerhalb der Studentenverbindungen aus, sondern spiegeln auch die gesellschaftliche Debatte über rechtsextreme Tendenzen in Deutschland wider, die seit Jahren nicht abreißt. Weitere Entwicklungen in den Ermittlungen werden mit Spannung erwartet.
Für nähere Details zu den rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekten der Burschenschaften und ihre Entwicklung in Deutschland sei auf Kölner Stadt-Anzeiger sowie Bundeszentrale für politische Bildung verwiesen.