In Köln-Chorweiler sorgt die Wohnsituation für große Sorgen. Ludmilla B., eine 83-jährige Rentnerin, lebt in einem stark beschädigten Hochhaus an der Osloer Straße. Ein Rohrbruch hat ihre Wohnung derart in Mitleidenschaft gezogen, dass die Küche abgebaut werden musste und Schimmel das Bild bestimmt. Ludmilla, die an schwerem Diabetes leidet, findet es zunehmend schwer, im Provisorium zu leben. Ihre Not wurde erkannt, als Julia Ecker, Sozialarbeiterin der katholischen Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII., ihr einen Besuch abstattete. Ecker zeigte sich besorgt über die Anzeichen von Missmanagement seitens der Immobiliengesellschaft ZBVV, die das Haus verwaltet.

Die Beschwerden über ZBVV scheinen sich zu häufen. Laut Ecker ignoriert das Unternehmen häufig Mängelanzeigen oder bearbeitet diese nur mit großemVerzögerungen. ZBVV verwaltet insgesamt 650 Wohneinheiten in 27 Objekten in der Region, viele davon sind von ähnlichen Problemen betroffen: Defekte Heizungen, Aufzüge, die nicht mehr funktionieren, und andere erhebliche Mängel führen zur Frustration der Mieter. Die SPD-Landtagsabgeordnete Lena Teschlade kritisiert die unsicheren Bedingungen und fordert ein staatliches Eingreifen gegen die Immobiliengesellschaft.

Schwierige Umstände für Mieter

Für viele Mieter mit geringem Einkommen ist es kaum möglich, aus solch schlechten Wohnverhältnissen auszuziehen. Die politische Lage ist komplex: Die schwarz-grüne Landesregierung plant, bis zum Jahr 2027 etwa 45.000 neue mietpreisgebundene Einheiten zu fördern. Allerdings wird dieses Vorhaben durch hohe Zinsen und Baukosten erheblich behindert. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hat sich verpflichtet, gegen ausbeuterische Praktiken im Wohnungswesen vorzugehen. Sie kündigte an, das Wohnraumstärkungsgesetz zu verbessern, um betroffene Mieter besser zu schützen.

Die Stadt Köln hat auf die kritische Situation reagiert und bearbeitet bis November 2024 insgesamt 21 Verfahren im Zusammenhang mit Wohnungen der ZBVV. Behördliche Maßnahmen sind bei Bedarf in Planung. Zugleich verweist ZBVV auf eine gegenteilige Sichtweise und weist die Vorwürfe zurück, indem sie erklärt, dass Mängel grundsätzlich umgehend bearbeitet werden, auch wenn Verzögerungen durchaus vorkommen.

Herausforderungen durch Wasserschäden

Ein besonders drängendes Problem, das viele Mieter betrifft, sind Wasserschäden. Diese können durch verschiedene Ursachen wie Nachbarn, ein undichtes Dach oder einen Rohrbruch ausgelöst werden. In solchen Fällen ist der Vermieter für die Sanierung verantwortlich, und Mieter können unter bestimmten Umständen sogar die Miete mindern. Verschiedene Gerichtsurteile verdeutlichen, dass Rechte der Mieter auch bei kleineren Wasserschäden gelten, wobei die Minderung der Miete sich nach der Schwere des Schadens richtet. Bei Unbewohnbarkeit der Wohnung kann der Mieter sogar fristlos kündigen.

Die allgemeine Wohnungssituation in Deutschland ist angespannt. Eine aktuelle Studie des Bündnisses „Soziales Wohnen“ besagt, dass es bis Ende 2023 ein Defizit von 700.000 Wohnungen geben wird, die größte Wohnungsnot seit 20 Jahren. Über 11 Millionen Haushalte sind auf Sozialwohnungen angewiesen, doch die Zahl dieser Wohnungen ist stark gesunken – von 4 Millionen Ende der 1980er Jahre auf nur noch 1,1 Millionen. Die Bundesregierung hat die verpflichtende Zielvorgabe, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100.000 im sozialen Sektor, gestellt, wird dieses Ziel jedoch frühestens 2024 erreichen können.

Die Probleme sind vielfältig: Energiekrise, Materialknappheit, steigende Baukosten und langwierige Genehmigungsverfahren verstärken den Wohnungsmangel. Auch die in den letzten Jahren gesunkene Produktivität im Bausektor trägt dazu bei, dass es nur schleppend vorangeht. Die Ministerin für Wohnen, Klaus Müller, plant nun, die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau zu verbessern, um die dringlichen Anforderungen an den Wohnraum zu erfüllen.