Sam Kerr, Kapitänin der australischen Frauenfußballnationalmannschaft und Spielerin für Chelsea, sieht sich ernsthaften Vorwürfen gegenüber. Am 3. Februar 2025 begann ihr Prozess in London, wo sie angeklagt ist, einen weißen Polizeibeamten rassistisch beleidigt zu haben. Der Vorfall ereignete sich am 30. Januar 2023 nach einer Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer in Twickenham, wo die Polizei gerufen wurde, nachdem Kerr und ihre Partnerin, Kristie Mewis, sich unangemessen verhalten hatten. Der Taxifahrer hatte sie stattdessen zur Polizeistation gebracht.

Kerr, die akzeptiert hat, die Worte „You guys are f****** stupid and white“ gesagt zu haben, plädierte jedoch nicht schuldig auf die Anklage wegen rassistisch motivierter Belästigung. Ihre Anwältin verteidigte die Äußerung als Kommentar über Macht und Privilegien. Der Staatsanwalt betonte in seinen Ausführungen, dass die Geschworenen entscheiden müssten, was Kerr mit ihren Worten tatsächlich meinte und wie diese Äußerung bei den Polizeibeamten ankam.

Aktuelle Entwicklungen im Prozess

Der Prozess von Sam Kerr wird voraussichtlich diese Woche abgeschlossen. Dies erfolgt in einem Kontext, in dem der Fußball immer wieder mit Fragen des Rassismus konfrontiert ist. In der letzten Zeit hat die Diskussion über rassistische Vorfälle im Fußball, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, an Fahrt gewonnen. Diese Debatte betrifft nicht nur Topspieler wie Kerr, sondern auch Breiten- und Amateurvereine, die an wichtigen Anti-Rassismus-Kampagnen teilnehmen.

Der DFB hat beispielsweise die Kampagne „Fußballzeit ist die beste Zeit gegen Rassismus“ ins Leben gerufen. Diese richtet sich darauf, ein Bewusstsein für rassistische Diskriminierung im Sport zu schaffen, besonders in den unteren Ligen, wo oft erste Begegnungen mit Migrant:innen stattfinden. Ähnliche Initiativen sind auch in Spanien aktiv, wo die LaLiga die Kampagne #1voiceVSRACISM gestartet hat.

Rassismus im europäischen Fußball

Laut der bpb gibt es eine wachsende Anzahl an gemeldeten rassistischen Vorfällen im europäischen Fußball. Während die Zahlen in Deutschland 2023 einen Rückgang verdienten, zeigte eine unabhängige Meldestelle einen Anstieg von Vorfällen. In der Saison 2022/23 meldete der DFB nur drei rassistische Vorfälle, während die Meldestelle 95 über einen Anstieg berichtete.

Die Problematik wird weiter durch rassistische Gesänge und diskriminierende Äußerungen in Stadien verstärkt, die Teil einer tief verwurzelten Kultur im Fußball sind. Es ist eine Herausforderung, gegen diese strukturellen Probleme anzukämpfen, wie auch Jude Bellingham betont hat, der sich über das mangelnde Engagement von Verbänden beklagt. Rassismus bleibt eine der größten Herausforderungen im Fußball, die sowohl auf als auch neben dem Platz adressiert werden muss.

Kerr hat in ihrer Karriere bisher 199 Tore erzielt und gilt als Australiens Rekordtorschützin mit 69 Toren in 128 Länderspielen. Sie befindet sich zurzeit jedoch aufgrund einer Verletzung, die in Januar 2024 aufgetreten ist, nicht im Spielbetrieb. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, nicht nur für ihre persönliche Zukunft, sondern auch im Kontext der allgemeinen Debatte über Rassismus im Sport.