Im Archäologischen Museum in Frankfurt wird derzeit die „Frankfurter Silberinschrift“ ausgestellt, die als das älteste christliche Zeugnis nördlich der Alpen gilt. Dieses sensationelle Fundstück sorgt weltweit für Aufsehen und hat bereits hunderttausende von Lesern erreicht; insgesamt wurden etwa 300 Artikel in 28 verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Der Fund wurde der Öffentlichkeit im Dezember 2024 präsentiert, sehr zur Freude von Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der die internationale Bedeutung des Amuletts hervorhob.
Die „Frankfurter Silberinschrift“, ein 3,5 cm großes Amulett, wurde 2018 während archäologischer Ausgrabungen in Nida, der ehemaligen römischen Stadt, entdeckt. Das Gräberfeld, auf dem das Amulett gefunden wurde, ist auch als „Heilmannstraße“ bekannt und war bereits seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand von Untersuchungen. Bei den Ausgrabungen wurden insgesamt 127 Bestattungen festgestellt, darunter 113 Körpergräber und 14 Brandgräber.
Details des Fundes
Das Amulett, das auf ein Alter zwischen 230 und 270 nach Christus datiert wird, enthält eine 18-zeilige lateinische Gravur. Diese Inschrift könnte als einer der ältesten Nachweise des Hymnus aus dem Philipperbrief gedeutet werden. Die gravierte Schrift beginnt mit den Worten „[IN NOMI?]ṆẸ SANCTI TITI AGIOS AGIOS AGIOS [IN] NOMINE IH XP DEI F(ILII)“, wobei sie mehrfach Jesus Christus erwähnt und nur in Latein verfasst ist, abgesehen von der griechischen Anrufung „AGIOS AGIOS AGIOS“. Diese einzigartige Zusammensetzung könnte sogar die Liturgiegeschichte beeinflussen.
Das Amulett wurde unter dem Kinn eines etwa 35 bis 40 Jahre alten Mannes gefunden, der es zu Lebzeiten als Schutz trug. Es handelt sich um ein Phylakterium, also einen Behälter, der magische Inhalte oder Reliquien birgt, um den Träger vor Krankheit zu schützen. Bei der Bestattung fanden sich außerdem ein Räucherkelch und ein Tonkrug.
Moderne Technologien zur Entschlüsselung
Die Entschlüsselung der Inschrift erfolgte mithilfe modernster Computertomographie-Technik. Röntgenaufnahmen aus dem Jahr 2020 hatten bereits erste Hinweise geliefert, während die vollständige Analyse und Erstellung eines 3D-Modells erst 2024 abgeschlossen wurden. Die Isotopenuntersuchungen zur geografischen Herkunft des Amulettträgers standen im Jahr 2024 noch aus, jedoch ist bereits klar, dass der Träger des Amuletts ein gläubiger Christ war.
Die „Frankfurter Silberinschrift“ ist nicht nur ein bedeutendes Artefakt für die Stadt Frankfurt, sondern bietet auch tiefere Einblicke in die Verbreitung des Christentums in Deutschland, das zu dieser Zeit zahlreichen Repressalien ausgesetzt war. Frühere Nachweise für Christengemeinden in Deutschland stammen erst aus den Jahren 313 und 314. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die religiöse Landschaft des 3. Jahrhunderts und illustriert die Verbreitung des Neuen Testaments im römischen Germanien.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frankfurter Silberinschrift ein bemerkenswerter Fund ist, der nicht nur für die Geschichtswissenschaft von Bedeutung ist, sondern auch für das Verständnis der frühen christlichen Gemeinschaften in der Region. Eine Monografie über die Ausgrabung und die Analyse des Gräberfeldes wird voraussichtlich in der Reihe „Schriften des Archäologischen Museums Frankfurt“ veröffentlicht.