Senioren: Platzmangel trotz Wohnraumüberfluss
Die exklusive Datenauswertung für ganz Deutschland zeigt ein interessantes Phänomen: Senioren verfügen im Schnitt über knapp 20 Quadratmeter mehr Wohnraum als der Durchschnittsbürger. Doch trotz des Überflusses an Platz stehen viele Senioren vor dem Dilemma, dass ein Umzug aufgrund hoher Kosten oder fehlendem passenden Angebot nicht lohnenswert ist.
Der ungenutzte Raum der Senioren
In Heidelberg beispielsweise haben Senioren anderthalbmal so viel Pro-Kopf-Wohnfläche wie der Durchschnittshaushalt. Deutschlandweit beträgt der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Wohnraum eines Seniorenhaushalts und dem allgemeinen Durchschnitt 42 Prozent. Im Westen des Landes ist dieser Effekt noch ausgeprägter als im Osten. Ursachen liegen in der unterschiedlichen Wohnungspolitik zwischen Ost und West nach der Wiedervereinigung.
Die Schwierigkeiten beim Wohnungswechsel
Der Wechsel in eine kleinere Wohnung gestaltet sich vielerorts kompliziert. Ob Mieter oder Eigentümer, die hohen Immobilien- und Mietpreise schrecken viele Senioren ab. Begehrte Viertel oder eine gute Wohnlage erschweren die Suche nach einer passenden, bezahlbaren Bleibe. Eine Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Teilnehmer über zu geringes Angebot an günstigem Wohnraum klagen.
Remanenzeffekt und steigende Wohnkosten
Der sogenannte Remanenzeffekt bewirkt, dass Menschen in ihren alten, oft zu großen Wohnungen bleiben, obwohl der Raum nicht genutzt wird. Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass immer mehr ältere Menschen in zu großen Wohnungen leben. Die steigenden Wohnkosten verstärken diesen Effekt zusätzlich.
Auswege aus der Wohnraumfalle
Es existieren verschiedene Ideen zur Lösung des Problems, wie Steueranreize für Personen mit viel Pro-Kopf-Wohnraum oder die Bildung von Alters-Wohngemeinschaften. Ein interessanter Ansatz ist der Wohnungstausch, den die Hamburger SAGA anbietet. Trotz finanzieller Anreize entscheiden sich viele ältere Menschen gegen einen Umzug aufgrund von Gewohnheit und emotionaler Bindung zu ihrem Zuhause.
Das Projekt der Hamburger SAGA
Ein Pilotprojekt der Hamburger SAGA zeigte deutlich, dass selbst bei Angeboten von neuen, barrierefreien Wohnungen mit zusätzlichen Annehmlichkeiten nur wenige ältere Menschen bereit sind, umzuziehen. Die Aussage „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“ verdeutlicht die tiefe Verwurzelung vieler Senioren in ihrem Wohnviertel.
Angesichts des steigenden Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen stehen Politik und Gesellschaft vor der Herausforderung, innovative Lösungen zu finden, um den Wohnraum gerecht zu verteilen und den Bedürfnissen verschiedener Generationen gerecht zu werden.