Vorfall | Mord/Totschlag |
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Ort | Shingal-Region |
Festnahmen | 1 |
In Schwäbisch Gmünd fand kürzlich eine bewegende Lesung im Rahmen der Literaturtage „wortreich“ statt, die sich mit einem der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte auseinandersetzte: dem vierundsiebzigsten Genozid an den Jesiden und Jesidinnen im Jahr 2014. Am 3. August 2014 überfielen brutale Kämpfer des „Islamischen Staates“ jesidische Dörfer in der Shingal-Region und führten einen gnadenlosen Vernichtungsfeldzug durch. Frauen und Mädchen wurden Opfer unvorstellbarer Gewalt, was die Grundlage für den eindringlichen Roman „VIERUNDSIEBZIG“ von Ronya Othmann bildete. Laut der Stadt Schwäbisch Gmünd war das Interesse an diesem schweren Thema groß, und Angela Munz von Labor im Chor konnte zahlreiche Gäste begrüßen.
Die Lesung war nicht nur ein literarisches Ereignis, sondern auch eine emotionale Reise in die Realität der Überlebenden. Othmann, die ursprünglich eine Reportage schreiben wollte, erzählte von den traumatischen Erlebnissen der Menschen im Nord-Irak, wo die Zerstörung und der Schmerz bis heute spürbar sind. „Versöhnung kann es nur mit Wahrheit und Gerechtigkeit geben“, betonte sie eindringlich und ließ die Zuhörer in die düstere Atmosphäre ihrer Roman-Notizen eintauchen, die während der Verhandlung gegen eine deutsche Frau entstanden, die für den Mord an einem kleinen Mädchen verantwortlich war.
Einblicke in die Kunst der Heilung
Die Veranstaltung wurde durch die Ausstellung „Hüllen in Mull“ ergänzt, die von der Künstlerin als Symbol für Verletzlichkeit und Heilung beschrieben wurde. „Mull ist ein Mittel zum Zweck, ein Impuls für einen anderen Umgang mit diesem Material“, erklärte die Künstlerin. Diese Verbindung zwischen Kunst und Literatur schuf einen Raum für Reflexion und Trauer, der die Anwesenden tief berührte. Die Qualität der Lesung und die Präsenz von Fachleuten aus therapeutischen Berufen, die Frauen aus dem Nord-Irak unterstützen, verliehen dem Abend eine besondere Tiefe.
„VIERUNDSIEBZIG“ ist mehr als nur ein Roman; es ist ein Teil der Wahrheitsfindung, der die Notwendigkeit von Versöhnung und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, thematisiert. Die anwesenden Gäste, darunter auch Therapeuten, waren sichtlich bewegt von der eindringlichen Lesung und der Botschaft, dass trotz aller Schrecken die Stimme der Überlebenden gehört werden muss. „Wir sind trotz allem sprechfähig und wir müssen nicht Opfer bleiben“, so Elke Heer, die städtische Beauftragte für Chancengleichheit, und sie ermutigte zur Unterstützung von Traumatherapien für die betroffenen Frauen.
Ein Aufruf zur Unterstützung
Die Veranstaltung war nicht nur ein literarisches Highlight, sondern auch ein Aufruf zur Solidarität. Wer sich für die dringend benötigte Traumatherapie und begleitende Maßnahmen für die in Schwäbisch Gmünd lebenden Frauen einsetzen möchte, kann dies durch Spenden an die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V. tun. Die IBAN für Überweisungen lautet DE53 5206 0410 0000 2345 67, mit dem Verwendungszweck „PBV Stuttgart für Therapie in Schwäbisch Gmünd KST 100210“. Diese Unterstützung ist von entscheidender Bedeutung, um den Überlebenden zu helfen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und einen Weg zur Heilung zu finden.
Die Literaturtage „wortreich“ haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, über schwierige Themen zu sprechen und das Bewusstsein für die Schicksale von Menschen zu schärfen, die unter dem Schatten von Gewalt und Unrecht leiden. Die Lesung von Ronya Othmann und die begleitende Kunstinstallation haben nicht nur informiert, sondern auch inspiriert und zum Nachdenken angeregt.