In der Region Döbeln ist die Zahl der finanziell belasteten Menschen gestiegen, was zu einem erhöhten Bedarf an Schuldnerberatung führt. Die Schuldnerberaterinnen der Diakonie, Verona Hardt und Stephanie Scarpat, berichten, dass sie zunehmend neue Klienten betreuen, darunter auch Personen mit höherem Einkommen. Ein alarmierendes Bild zeigt sich insbesondere in Waldheim, wo die Überschuldungsquote über 13 Prozent bei Erwachsenen liegt. Mögliche Ursachen dafür könnten die Insassen der dortigen Justizvollzugsanstalt sein. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur sozial schwächer gestellte Personen, sondern auch Gutverdienende, die Schwierigkeiten haben, ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Laut Angaben der Beraterinnen suchen jedoch lediglich etwa zehn Prozent der Schuldner Hilfe in der Beratungsstelle.

Im vergangenen Jahr wurden in der Beratungsstelle von Hardt und Scarpat insgesamt 335 Fälle bearbeitet. Zusätzlich konnten Kurzberatungen angeboten werden, um Klienten mit labilen Eindrücken Ängste zu nehmen und sinnvolle Aufgaben mitzugeben. Trotz des gestiegenen Bedarfs ist die Schuldnerberatung chronisch unterbesetzt: Aktuell beträgt die Wartezeit auf einen Behandlungstermin ein ganzes Jahr.

Steigende Überschuldung in Deutschland

Die hohe Überschuldung ist kein Einzelfall, sondern ein landesweites Phänomen. Bundesweit sind im Jahr 2019 etwa 4 Millionen Erwachsene von hoher Überschuldungsintensität betroffen gewesen, was 5,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung entspricht. Die Probleme sind vielfältig, und unter den häufigsten Ursachen beinhalten Arbeitslosigkeit, Erkrankungen oder unwirtschaftliche Haushaltsführung. Im Jahr 2019 wurden zudem 62.600 Anträge auf Verbraucherinsolvenzverfahren gestellt, mit einer Summe an Forderungen von voraussichtlich 2,66 Milliarden Euro. Für viele Schuldner ist die Situation so gravierend, dass sie nicht einmal in der Lage sind, ihre Zahlungsverpflichtungen dauerhaft zu erfüllen.

Die Statistik zeigt, dass die durchschnittliche Verschuldung der beratenen Schuldner bei 28.244 Euro liegt. Viele dieser Menschen leben mit einem Nettoeinkommen von weniger als 900 Euro pro Monat und haben oft mehrere Gläubiger, was ihre Situation zusätzlich verkompliziert. In der aktuellen Situation sind die Beratungsstellen überlastet und die Hilfesuchenden warten oft lange auf Unterstützung.

Wichtige Ansprechpartner und Beratungsangebote

Die Diakonie bietet in verschiedenen Städten Deutschlands umfassende Beratungsangebote für Schuldner an. Beispielsweise können sich Betroffene in Angermünde, Bad Freienwalde, Jüterbog und vielen anderen Orten an kompetente Stellen wenden.

  • Angermünde: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Tel: (033 31) 269-624
  • Bad Freienwalde: Diakonisches Werk Oderland-Spree e.V., Tel: (03344) 41 77 11, E-Mail: schuldnerberatung@diakonie-ols.de
  • Jüterbog: Diakonisches Werk Teltow-Fläming e.V., Tel: (03371) 40 14 27

Wenden Sie sich an eine der Beratungsstellen, um Unterstützung zu erhalten, bevor die Situation noch komplizierter wird. Es ist wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, um die eigenen Finanzen wieder in den Griff zu bekommen und eine Überschuldung zu vermeiden.

Für weitere Informationen über die sozialen Herausforderungen in Deutschland und die steigende Zahl der Überschuldungen können Sie die Studien der Bundeszentrale für politische Bildung und den Bericht der Sächsischen Zeitung konsultieren.