In Grevesmühlen steht ein ambitioniertes Projekt an, das die Bildungslandschaft der Stadt nachhaltig verändern soll. Bürgermeister Lars Prahler kündigte an, dass der neue Schulcampus möglicherweise schon 2027 statt wie ursprünglich geplant 2030 eröffnet werden kann. Dieses Großprojekt, das die größte Investition der Stadt in den letzten Jahren darstellt, wurde vor fast zehn Jahren erstmals vorgestellt und soll als inklusive Bildungseinrichtung fungieren.
Der neue Schulcampus wird mehrere Schularten vereinen und als zentraler Bildungsort für die Region dienen. Geplant sind neben einer Regional- und einer Grundschule auch Neubauten für die Mosaikschule, einer Förderschule der Diakonie. Dieser Neubau wird optimale Bedingungen für Schüler und Lehrer schaffen. Die Regional- und Grundschule werden Platz für insgesamt 810 Schüler bieten – 530 in der Regional- und 280 in der Grundschule. Die Diakonie plant den Neubau für die Mosaikschule, um ab dem kommenden Jahr die nötige Infrastruktur bereitzustellen.
Fortschritt der Bauarbeiten
Die Bauarbeiten am Campus sind bereits in vollem Gange. Der Abriss von zwei der drei Gebäude der Grundschule am Ploggensee verläuft planmäßig und schneller als erwartet. Das dritte Gebäude hingegen bleibt erhalten und wird in Zukunft als Hort genutzt. Ab August 2024 werden die Grundschüler vorübergehend in der ehemaligen Wasserturmschule unterrichtet. Die Stadt plant, den Grundstein für die neue Grundschule noch in diesem Jahr zu legen, abhängig von den Abrissarbeiten und der Verfügbarkeit von Fördermitteln.
Das gesamte Bauvorhaben wird auf etwa 25 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt benötigt Städtebaufördermittel des Landes zur Finanzierung der zahlreichen Bauprojekte. Um Kosten zu sparen, plant die Stadt eine gemeinsame Ausschreibung für die Grundschule und das Zentralgebäude. Die Umgestaltung der Bürgermeisterwiese nach Fertigstellung des Kampus dient der Schaffung von Parkplätzen, Fahrspuren und Haltestellen für den Schulbus, der aufgrund der Bauarbeiten aktuell nicht vor der Grundschule halten kann, was zu Engpässen führt.
Inklusive Bildung im Fokus
Grevesmühlen positioniert sich somit als Vorzeigekommune im Bereich schulische Infrastruktur. Das Konzept des inklusiven Schulcampus basiert auf einer intensiven Bedarfs- und Grundlagenanalyse und ermöglicht eine gemeinsame Nutzung von Flächen durch alle Schüler. Dies fördert Ressourcenschonung und unterstützt die inklusive pädagogische Gesamtkonzeption. Räume für Fachunterricht und gemeinschaftliche Nutzung wie Aula, Mensa und Bibliothek sind zentralisiert und barrierefrei zugänglich.
Die aktuelle Entwicklung der Inklusion in deutschen Schulen zeigt, dass trotz langsamer Fortschritte die Exklusionsquote von 4,8 % im Schuljahr 2008/09 auf 4,2 % im Jahr 2022/23 gesenkt wurde. Dennoch existieren weiterhin getrennte Schulsysteme: allgemeine Schulen und Förderschulen. Der Schulcampus in Grevesmühlen könnte hierbei als Modell für eine erfolgreichere Integration von Schülern mit verschiedenen Bedürfnissen dienen, im Einklang mit den Zielen der UN-BRK.
Die positive Entwicklung des Schulcampus in Grevesmühlen könnte somit nicht nur die lokale Bildungslandschaft prägen, sondern auch als Schritt in Richtung eines inklusiven Schulsystems in Deutschland gelten. Weitere Informationen zu diesem beeindruckenden Vorhaben finden sich auf den Seiten der Stadt Grevesmühlen hier sowie zusätzlich auf der Plattform der Bertelsmann Stiftung hier und den Lübecker Nachrichten hier.