Die Diskussion um die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff für Deutschland wird immer dringlicher, insbesondere vor dem Hintergrund der deutschen Energiewende. Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat jüngst Skepsis geäußert und bezweifelt, dass ausreichend grüner Wasserstoff geliefert werden kann, um den Bedarf der Stahlindustrie zu decken. Schottland, das als potenzieller Lieferant in den Fokus gerückt ist, plant jedoch, überschüssigen Strom in Wasserstoff umzuwandeln und den deutschen Markt zu bedienen, wie thueringer-allgemeine.de berichtet.
Schottlands Energieministerin Gillian Martin unterstreicht, dass das Land mehr Strom erzeugen werde, als es selbst verbrauchen kann. Um dem deutschen Bedarf gerecht zu werden, sind bereits Abkommen mit Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und der Bundesregierung unterzeichnet worden. Darüber hinaus plant Schottland, bis 2030 eine Elektrolyseur-Kapazität von 5 GW zu erreichen und langfristig sogar 25 GW anzustreben, um 75 % der produzierten Wasserstoffmengen für den Export nach Kontinentaleuropa zu nutzen, wie schottland.de erklärt.
Schottlands Wasserstoffprojekte
Die schottische Regierung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2045 möchte das Land Klimaneutralität erreichen und setzt stark auf Windenergie. Derzeit sind bereits Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3 GW in Betrieb, während geplante Projekte eine Vielzahl neuer Windparks mit einer Gesamtleistung von über 40 GW versprechen. Schottland verfügt über große natürliche Ressourcen, darunter Wind-, Wellen-, Gezeiten- und Wasserkraft, die für die Wasserstoffproduktion genutzt werden können und 2020 bereits 96 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammten.
Der Im- und Export von Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle im zukünftigen Energiesystem spielen. Deutschland hat bereits Abkommen mit Ländern wie Kanada, Namibia und den VAE geschlossen und benötigt bis 2030 etwa 66 Terawattstunden Wasserstoff. Schottland könnte mehr als die Hälfte dieses Bedarfs decken, jedoch ist die Versorgung mit Wasserstoff nicht ohne Herausforderungen. So setzt die Bundesregierung auf internationale Wasserstoffquellen für die Dekarbonisierung, auch wenn Wasserstoff nur dort genutzt werden sollte, wo eine direkte Nutzung erneuerbarer Energien nicht sinnvoll ist, wie umweltbundesamt.de feststellt.
Transport und Infrastruktur
Der Transport des Wasserstoffs wird zunächst per Schiff erfolgen, bis eine geplante Pipeline von Schottland über Nordengland nach Deutschland realisiert ist. Diese Pipeline könnte die Transportkosten signifikant senken und wird auf ungefähr 3,1 Milliarden Euro geschätzt, mit dem Endpunkt in Emden, Niedersachsen. Schottland verfolgt auch das Ziel, das Öl- und Gasgeschäft skaliert durch Wasserstoff zu ersetzen, was neue wirtschaftliche Maßstäbe setzen könnte.
Obwohl es viele Projekte im Wasserstoffbereich gibt, hapert es häufig an der Umsetzung. Dies könnte sich jedoch ändern, falls politische Rahmenbedingungen in London und Brüssel Anpassungen erfahren. Schottland bietet sich als langfristiger Partner für Deutschland an, um hochwertigen, zertifizierten Wasserstoff aus Offshore-Windkraftanlagen zu liefern. In diesem Kontext wird erwartet, dass die kommenden Jahre entscheidend für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft sowohl in Schottland als auch in Deutschland sein werden.