Bundeskanzler Olaf Scholz hat während eines Besuchs des Geothermie-Kraftwerks in Landau, Pfalz, einen bevorstehenden „Boom“ in der Geothermie angekündigt. Der Kanzler stellte die Notwendigkeit fest, bestehende Projekte im Bereich der Tiefenbohrung fortzuführen, um die Potenziale der Geothermie als nachhaltige Energiequelle zu nutzen. In diesem Kontext verwies er auch auf die im Oberrhein lagernden Lithiumvorkommen, die für die Batteriefertigung, vor allem für E-Autos, von großer Bedeutung sind. Scholz betonte, dass Deutschland alle notwendigen Grundlagen hat, um die Rohstoffversorgung aus eigenen Ressourcen zu sichern und nicht auf Importe angewiesen zu sein, wie bnn.de berichtet.

Der Betreiber des Kraftwerks in Landau, das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy, plant ambitionierte Maßnahmen. Ziel ist es, ab 2030 klimaneutrale Wärme für über eine Million Menschen zu erzeugen und gleichzeitig Lithium aus den geothermalen Quellen des Oberrheingrabens zu gewinnen. Dabei sollen heißes Industriewasser und lithiumreiches Thermalwasser durch Pipelines zu den Geothermie- und Lithium-Anlagen geleitet werden. Das Lithium wird aus dem Thermalwasser extrahiert, bevor das Wasser wieder in den Untergrund zurückgeführt wird. Die Verarbeitung des gewonnenen Lithiums erfolgt in einer Anlage in Frankfurt-Höchst, wo es zu batteriefertigem Lithiumhydroxidmonohydrat aufbereitet wird. Diese Schritte sind Teil der Strategie von Vulcan Energy, um Deutschland unabhängiger von Energieimporten und den Volatilitäten des Weltmarktes zu machen.

Nachhaltigkeit und Forschung in der Lithiumextraktion

Während es verschiedene Ansätze zur Lithium-Gewinnung aus Thermalwasser gibt, fehlt es bisher an einer marktreifen Technologie. Daher wurde das Projekt „ThermIon“ ins Leben gerufen, das sich auf die Entwicklung umweltfreundlicher und wirtschaftlich attraktiver Technologien zur Lithiumextraktion konzentriert. Ein zentrales Anliegen dieses Projekts ist die Berücksichtigung der gesamten Prozesskette, die von der Vorbehandlung der Sole über die Lithiumextraktion bis hin zur Rückführung der Sole reicht. Forscher bewerten die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Lithiumressourcen in den geothermischen Grundwasserleitern des Oberrheingrabens. Aktuell stehen sie jedoch vor der Herausforderung, Lithium selektiv zu extrahieren, ohne das geochemische Gleichgewicht zu stören oder weitere Inhaltsstoffe wie Silikate und Kalzite aus dem Wasser zu entfernen. Diese technische Hürde könnte Auswirkungen auf den Betrieb der Geothermieanlagen haben, wie Fraunhofer ISE erklärt.

Die Projektleitung liegt bei Fraunhofer ISE in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern, darunter die BWG Geochemische Beratung GmbH und die Deutsche ErdWärme GmbH. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit rund 2,6 Millionen Euro über drei Jahre gefördert. Ein weiteres Ziel des Forschungsprojekts ist die Optimierung der Direct-Lithium-Extraction-(DLE)-Technologie, die sich durch ihre hohe Selektivität auszeichnet und nur Lithium extrahiert. Mit diesen innovativen Verfahren könnte die Rohstoffversorgung Europas aus heimischen Quellen deutlich verbessert werden.

  • Vulcan Energy hat Abnahmeverträge mit Stellantis, Volkswagen, Renault und LG geschlossen.
  • Förderung des Projekts „ThermIon“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
  • Umsetzbare Ergebnisse auf 13 geplante Geothermie-Projekte übertragbar.

Durch diese Entwicklungen wird nicht nur die Energieversorgung in Deutschland sicherer, sondern auch ein Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit geleistet. Lithium spielt eine entscheidende Rolle in der Energiewende, da es als einer der wichtigsten Rohstoffe für Batterien gilt, neben Kobalt. Die strategische Nutzung von geothermisch gewonnenem Lithium könnte somit einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltigen Energieversorgung darstellen.