Die Gewalt an Schulen in Deutschland hat in den letzten Jahren besorgniserregend zugenommen. Eine aktuelle Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), die im Auftrag des Unternehmens Forsa durchgeführt wurde, zeigt, dass 60% der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter von einer steigenden Anzahl körperlicher und psychischer Gewalt an ihren Schulen berichten. Dieses Ergebnis wurde im Rahmen des Schulleitungskongresses in Düsseldorf vorgestellt und bezieht sich auf eine Befragung von mehr als 1.300 Schulleitungen zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2024.
Nur 4% der Befragten gaben an, einen Rückgang der Gewalt wahrzunehmen. Besonders auffällig ist, dass Schulleitungen unter 40 Jahren sowie von Haupt-, Real- und Gesamtschulen oft von einer Zunahme berichten. 65% der Schulleitungen erinnern sich an Fälle von Beschimpfungen, Bedrohungen oder Mobbing gegen Lehrkräfte. Alarmierend ist zudem, dass 36% der Schulen Bedrohungen über das Internet meldeten, während 35% von körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte berichteten. Ein klarer Trend zeigt sich: Psychische Gewalt wird vor allem von Eltern ausgeübt, während körperliche Gewalt fast ausschließlich von Schülerinnen und Schülern ausgeht.
Steigende Gewalt gegen Lehrkräfte
Die Umfrage des VBE bestätigt, was viele Lehrkräfte bereits in ihrem Alltag erleben. Laut den Ergebnissen von tagesschau.de haben sich die Vorfälle psychischer Gewalt – darunter Beleidigungen, Drohungen und Belästigungen – seit 2018 deutlich erhöht. Damals gaben nur 48% der Schulleitungen an, solche Gewalt erlebt zu haben. Inzwischen sind es zwei Drittel. Über ein Drittel der Befragten meldet Cyber-Mobbing unter Lehrkräften, während ein weiteres Drittel von körperlichen Übergriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen berichtet.
In Nordrhein-Westfalen ist die Situation besonders dramatisch: Hier berichten 46% der Schulen von körperlichen Angriffen, was einen Anstieg im Vergleich zu 35% im Jahr 2018 bedeutet. Fast die Hälfte der Schulleitungen in NRW gibt an, seit Beginn der Corona-Pandemie einen Anstieg von gewalttätigen Vorfällen zu beobachten. Hochgerechnet auf alle allgemeinbildenden Schulen betrifft psychische Gewalt nahezu 20.000 Schulen, und über 10.000 Schulen sehen sich mit Cyber-Mobbing oder körperlicher Gewalt konfrontiert.
Herausforderungen für die Schulpolitik
Ein zentrales Problem, das die Schulleitungen festgestellt haben, ist die unzureichende Unterstützung durch Schulbehörden. 57% der Befragten empfinden die Meldung von Vorfällen als bürokratisch und zeitaufwendig. Zudem kritisieren ein Drittel der Schulleitungen die mangelhafte Reaktion von Schulministerien oder Schulverwaltungen. Die Teilnehmenden bewerteten die Leistungen der Schulpolitik im Schnitt nur mit der Note 4,3, was als „ausreichend“ gilt.
Die hohe Belastung der Lehrkräfte ist ein weiteres drängendes Thema. Fast 69% der Schulleitungen sehen den Lehrkräftemangel als großes Problem. Rund ein Drittel berichtet von einer hohen Arbeitsbelastung, während 25% Schwierigkeiten bei der Inklusion und Integration von Geflüchteten angeben. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit der Schulleitungen merklich gesunken: Von 96% Zufriedenheit im Jahr 2019 fiel diese Zahl bis 2022 auf nur noch 79%. 20% der Schulleitungen üben ihren Job ungern aus und fordern verstärkt Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, zu denen Schulpsychologen und Sozialarbeiter gehören.
Hinsichtlich der Problematik ist es evident, dass Handlungsbedarf besteht. Die inneren und äußeren Konflikte, die in vielen Schulen auftreten, erfordern dringende Maßnahmen der Schulpolitik und zusätzliche Ressourcen, um eine gewaltfreies und konstruktives Lernumfeld zu schaffen. Wie aus der Literatur zu entnehmen ist, spielen auch Themen wie Gewaltprävention in der Schule und die Unterstützung der Lehrkräfte eine entscheidende Rolle, um die Situation nachhaltig zu verbessern. Beispiele für gute Ansätze bieten Publikationen wie „Gewaltprävention in Schule und Jugendhilfe“, die jedoch in der schulischen Praxis noch verstärkt beachtet werden sollten.